Trend in den USA: Überleben in einem alten Raketensilo
In den USA boomt das Geschäft mit dem Untergang. Wohlhabende Amerikaner bereiten sich in Luxusbunkern auf ein Überleben in den letzten Tagen vor.
Der Weg zu den „Survival Condos“führt vorbei an grasenden Kühen durch die endlosen Weiten Kansas. Ein Windrad markiert den Eingang zu dem ehemaligen Raketenbunker der US-Air-Force, vor dem ein bewaffneter Mann in Camouflage Wache schiebt. Willkommen in Glasco, Kansas, die offizielle Adresse der Nachbarschaft steinreicher „Prepper“, die sich hier auf die Endzeit vorbereiten. „Prepper“heißen in den USA Personen, die sich vor einem neuen Weltkrieg, vor Atomterrorismus, Bioattacken, Meteoritenschlägen, Extremwetter und/oder politischen Katastrophen schützen wollen. „Seit der Amtsübernahme Donald Trumps haben wir Anrufe von Leuten bekommen, von deren Interesse wir vorher nicht wussten“, sagt Larry Hall (62) dem Fernsehsender CBS, der einen Blick in die Luxuswohnungen tief unter der Erde werfen durfte. Der Eingang zu den fünfzehn in den ehemaligen Atomraketen-Silo gebauten Stockwerken wird durch zwei 16.000 Pfund schwere Stahltüren geschützt. Ein Aufzug bringt die Einwohner in die hochwertig ausgestatteten Apartments, deren Markenzeichen offene Kamine, Jacuzzis und HDFernseher sind, die als virtuelle Fenster live Bilder von draußen auf die Wände projizieren. „Das ist hier alles andere als klaustrophob“, sagt Hall, der eine typische Dreizimmerwohnung für 2,3 Millionen Dollar verkauft. Der Preis beinhaltet Zugang zu einem unterirdischen Swimmingpool mit Rutschbahn und Wasserfall, einer Kletterwand, einem Kino, einer Lounge und einer Schießbahn. „Wir wollen ein Stück Normalität vermitteln, wenn die Welt draußen außer Kontrolle
gerät“, sagt Hall. Trotz des Preisschilds und den monatlichen Unterhaltskosten von rund 2600 US-Dollar hatte Hall kein Problem, Käufer zu finden. Damit ist der ehemalige Pentagon-Mitarbeiter nicht allein. Das Geschäft mit der Katastrophe blüht in den USA.
Der Anthropologe John W. Hoopes von der University of Kansas gibt zu erkennen, was er von der „Prepper“-Bewegung hält, die eine ganze Branche am Leben hält. Diese verkauft Einbaubunker für den Selbstschutz in Amerikas Vororten („Bunker in a Box“), organisiert Messen wie die PrepperCon vor den Toren Salt Lake Citys oder das Prepper Camp in North Carolina. „Angst verkauft sich besser als Sex“, meint Hoopes, der die Silo-Apartments von Glasco in Kansas als „Überlebenspornografie“bezeichnet.
Entwickler Hall ficht das nicht an. Er fühlt sich durch den Erfolg seines ersten Projekts so ermutigt, dass er nun ein zweites angeht. Auf der Interessenliste sollen übrigens auch Angehörige des saudischen Militärs stehen, die darum gebeten haben, einen Landeplatz für Helikopter und eine Untergrundmoschee einzuplanen.
Prepper (abgeleitet von englisch: „to be prepared“– „bereit sein“bzw. dem Pfadfindergruß „Be prepared“– „allzeit bereit“) bezeichnet Personen, die sich mittels individueller Maßnahmen auf jedwede Art von Katastrophe vorbereiten, etwa durch Einlagerung von Lebensmittelvorräten, die Errichtung von Schutzbauten oder Schutzvorrichtungen an bestehenden Gebäuden, das Sammeln von Vorräten an Schutzkleidung, Werkzeug, Funkgeräten, Waffen u. a. Dabei ist unwichtig, durch welches Ereignis oder wann eine Katastrophe ausgelöst wird. Viele Themen der Prepper überschneiden sich mit denen der Survival-Szene. Auch der österreichische Zivilschutz und andere Organisationen raten, Vorräte anzulegen. Die Menge richtet sich nach der Anzahl der Familienmitglieder und den Essgewohnheiten. Beim Kauf ist es empfehlenswert, auf das Mindesthaltbarkeitsdatum zu achten und Produkte zu lagern, die mindestens ein Jahr lang haltbar sind.