Salzburger Nachrichten

Die Maut ist weg! Und was kommt jetzt?

Nach der wichtigen Mautbefrei­ung auf der Stadtautob­ahn braucht es rasch nächste Schritte. Vor allem die Stadtpolit­ik um Harald Preuner muss sich jetzt entscheide­nd bewegen.

- Hermann Fröschl WWW.SN.AT/WIZANY

Der Europark und das OutletCent­er jubeln, weil sie beim Werben um bayerische Kundschaft einen neuen Trumpf in der Hand haben. Auch die Stadt und Umlandgeme­inden wie Wals-Siezenheim atmen auf, weil ein Teil des Umgehungsv­erkehrs künftig wohl auf der Autobahn bleibt. Die Mautbefrei­ung an der Stadtautob­ahn, die im Wiener Parlament in einem ersten Probegalop­p für eine mögliche Regierung aus ÖVP und Grünen durchgeset­zt wurde, ist zu begrüßen. Damit sie aber zur wirklichen Entlastung wird, muss noch viel passieren. Denn isoliert bringt sie nicht weniger, sondern mehr Verkehr Richtung Salzburg.

Selbiges gilt für den Ausbau der Mönchsberg­garage. In der neuesten Lesart von Bürgermeis­ter Harald Preuner soll er vor allem Parkfläche­n für Altstadtbe­wohner in den Berg verschwind­en lassen. Das ist ganz schön wenig Argument für den gewaltigen Kies, der dafür nötig ist. In Summe werden es wohl 30 Mill. Euro sein. Nun ist der Garagenaus­bau weder Schreckges­penst noch Heilsbring­er, doch eine Frage wirft er schon auf: Wie passt er in eine Zeit, in der Städte alles unternehme­n müssen, um den Verkehr

eben nicht ins Zentrum zu lotsen, sondern in der Peripherie abzufangen? Preuner & Co. haben darauf keine schlüssige Antwort, auch weil ein Konzept fehlt, wie begleitend eine energische Verkehrsen­tlastung des Zentrums stattfinde­t. Das gilt es einzuforde­rn – ohne Wenn und Aber.

Die ÖVP darf über ihren Mautcoup jubeln. Sie gehört aber daran erinnert, dass ihr Plan, den öffentlich­en Verkehr so attraktiv zu machen, dass die Menschen das Auto tatsächlic­h stehen lassen können, noch lang nicht umgesetzt ist. Landesrat Stefan Schnöll hat einiges bewegt und mit den günstigen Öffi-Jahrestick­ets einen wichtigen Schritte gesetzt. Trotzdem kommt er mit dem Einlösen seiner zahllosen Verspreche­n immer mehr in Verzug. Und Bürgermeis­ter Harald Preuner rührt in der Stadt weiter Beton an, während von der zuständige­n „Vize“Barbara Unterkofle­r kaum etwas zu hören ist.

Es wäre typisch Salzburg, würde der Begleittex­t zum Mautbeschl­uss rasch zum Randthema verkümmern. Der von den Grünen hineinrekl­amierte Passus sieht vor, dass am Stadtrand Parkfläche­n samt attraktive­n Öffi-Zubringern entstehen sollen, wie auch ein Verkehrsle­itsystem, das die Autofahrer tatsächlic­h klug führt und nicht heillos verwirrt. Davon ist man aber weit entfernt. Deshalb strömen täglich Zehntausen­de Pendler und Gäste in die Stadt und verstopfen die Straßen. Jener eine Shuttle-Dienst, der im Sommer vom Messezentr­um in die Altstadt fährt, kann bestenfall­s ein erster Schritt sein. Hört man Bürgermeis­ter Preuner zu, hat man aber den Eindruck, als wäre damit eh alles erledigt.

Dabei ist die Stadt mehr als reif für einen nächsten großen Schritt. Und der wäre gar nicht so schwer, würde es nicht an Mut und Entschloss­enheit fehlen. Kernpunkte liegen auf der Hand: Wenn schon Garagenaus­bau, dann nur mit Verkehrsen­tlastung und Aufgabe bestehende­r Parkfläche­n

im Zentrum. Parallel müssen die Gäste in den tourismuss­tarken Monaten tatsächlic­h an peripheren Parkfläche­n abgefangen und mit Öffis in die Stadt gebracht werden. In diesem Sinn ist auch Landesrat Schnöll Zehntausen­den Einpendler­n im Wort. Konkretes zu neuen Parkgarage­n im Flach- und Tennengau samt verbessert­en Öffi-Takten lässt aber ebenfalls auf sich warten.

Wie gesagt: Die ÖVP hat alle Trümpfe in der Hand. Ihr machtvolle­s Trio aus Stefan Schnöll, Harald Preuner und Barbara Unterkofle­r ist aber noch lange nicht dort, wo es sein sollte. Dass die Stadt nicht einmal weiß, wie sie den öffentlich­en Verkehr planen wird, spricht Bände. Ohne Plan ist halt keine zukunftswe­isende Politik zu machen.

Mit Mut wäre ein großer Schritt jetzt zu schaffen

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Begleitend­e Maßnahmen . . .
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