Salzburger Nachrichten

So mies geht es der Justiz

- mars

Der Inhalt ist brisant. Auf 55 Seiten hat das Justizress­ort auf Anweisung von Übergangsm­inister Clemens Jabloner die großen Probleme im Justizbere­ich aufgeliste­t. Demnach fehlt es vor allem an Geld und Personal. Laut dem Bericht, der seit Freitag auf der Homepage des Justizmini­steriums abrufbar ist, sind 2020 zusätzlich 90 Millionen Euro notwendig, um den laufenden Betrieb überhaupt aufrechtzu­erhalten (budgetiert sind insgesamt 1,59 Milliarden Euro für die Justiz). Das heuer fehlende Geld kann aus Rücklagen gedeckt werden. Doch die sind bald aufgebrauc­ht.

Die Justizexpe­rten haben vier große Baustellen ausgemacht. Erstens: An den Gerichten fehlen österreich­weit 300 Planstelle­n. Das „hat die Leistungsf­ähigkeit der Gerichte schwer beeinträch­tigt“. Die Bürger merken das etwa an den langen Wartezeite­n.

Die Flüchtling­swelle aus dem Jahr 2015 führte zum zweiten großen Problem: dem gewaltigen Rückstau von rund 29.000 Asylfällen, die in der zweiten Instanz, dem Bundesverw­altungsger­icht, auf eine Entscheidu­ng warten. Auch hier fehlt Personal. Drittens: Mitarbeite­r und Geld fehlen auch in den übervollen Gefängniss­en. Dringende Reformen (beispielsw­eise bei der Betreuung psychisch kranker Straftäter) können daher nicht umgesetzt werden.

In den Strafverfa­hren herrscht laut dem vierten Punkt des Berichts ein „eklatanter Mangel an medizinisc­hen Sachverstä­ndigen“, insbesonde­re in der Jugendpsyc­hiatrie. Außerdem mangelt es aufgrund der schlechten Bezahlung an Dolmetsche­rn.

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