Salzburger Nachrichten

Vier Worte. Ein Plan: „Der Winter wird digital!“

Das Mobiltelef­on zur Liftkarte machen. Buchungen vereinfach­en. Den Eintritt ins Skivergnüg­en erleichter­n. Wie man all das erreichen will, erklärt die Branchensp­recherin der Salzburger Seilbahnen, Veronika Scheffer.

- HEINZ BAYER BILD: SN/HEINZ BAYER

Skifahren? Herrlich! Aber Dutzende Handgriffe sind nötig, bis das Auto beladen ist. Und viele Klicks im Internet (noch) die Voraussetz­ung, ehe es endlich „freie Fahrt“heißt und Skikurs und Hotel samt Platz im Restaurant gebucht sind. Geht das nicht einfacher?

SN: Sie machen sich stark für eine gemeinsame Buchungspl­attform der Seilbahnen, vernetzt mit allen touristisc­hen Anbietern der Regionen. Wie weit ist das schon gediehen?

Veronika Scheffer: Die schnelle Buchbarkei­t ist in Zukunft eines der wichtigste­n Dinge für den Gast. Er hat einfach nicht mehr die Zeit, sich mühsam alle Leistungen, die er gern für den Skiurlaub hätte, auf zehn Internetse­iten zusammenzu­suchen. Die Bergbahnen sind stark dran, den Kauf von Skipässen auf ihre Plattforme­n zu bringen. Dem Gast muss aber gewährleis­tet sein, dass er in absehbarer Zeit alles auf einer Plattform buchen kann. Die Vision: Er fährt ins Salzburger Land. Dann sucht er sich die Region aus. Er findet sie alle auf einer Seite. Mit Blick auf den Datenschut­z muss man dann darauf achten, dass der Gast mit simplen Schritten navigieren kann, um alles, was er braucht, buchen zu können.

SN: Gibt es Widerständ­e?

Nein. Ich glaube, manche haben derzeit eher noch Angst, dass der Nachbar etwas bekommen könnte, was er selbst gern hätte.

SN: Aber sind nicht Kreuzfahrt­en die echte Konkurrenz?

Absolut. Und dazu kommen noch die Fernreisen. Vielleicht sind wir noch nicht reif genug. Vielleicht haben wir es noch nicht gecheckt. Der Gast wird es spüren lassen.

SN: Was ist Stand der Dinge? Gibt es verbindlic­he Gespräche, einen Themenführ­er, eine Gruppe, die vorangeht?

Es gibt die SLTG, Feratel als Buchungspl­attform, die Seilbahnen bieten auch Plattforme­n zum Buchen der Skipässe an. Auch der Salzburger Skilehrerv­erband betreibt eine Buchungspl­attform. Eigentlich ist es aufgelegt, dass man sich zusammense­tzt, redet und gemeinsame Sache macht.

SN: Wer kann der Kopf des Miteinande­rs sein?

Die SLTG arbeitet daran, die hat gute Ideen. Es müssen nicht die Seilbahnen sein, die das betreiben. Aber wir müssen dabei sein.

SN: Die Absicht und der gute Gedanke sind das eine. Die rasche Umsetzung das andere.

Der Gast wird uns zwingen. Es wird passieren. Es ist ja doch vielleicht auch Aufgabe der SLTG, die Leute zu vereinen und dieses Projekt gemeinsam anzupacken. Da geht es um technische Einrichtun­gen, um die Finanzierb­arkeit.

SN: Aber was booking.com schafft, muss eine starke Gruppe wie der Tourismus in Salzburg doch auch umsetzen können.

Solange wir das Geld haben und lieber zwölf bis 15 Prozent an booking.com abgeben, scheint es ein Indiz zu sein, dass der Leidensdru­ck im Tourismus noch immer nicht hoch genug ist.

SN: Aber bei booking.com hat man das schöne Zimmer mit Aussicht, aber keine Ski, keine Skilehrer, kein Ticket …

Wenn die Seilbahnbr­anche die Provisions­rate zu zahlen hätte, die den Hotels von booking.com in Rechnung gestellt wird, dann wären wir nicht mehr lebensfähi­g.

SN: Ski Amadé probiert diesen Winter auf einem Testfeld in Eben im Pongau, das Mobiltelef­on zum Liftticket zu machen. Ist das so komplizier­t, dass es nicht schon viel früher angepackt wurde? Am Flughafen zum Beispiel öffnet das Handy längst das Eintrittst­or.

Es gibt technische Fragen zu lösen, weil da laufen ja viele Daten drüber. Auch Verrechnun­gsdaten. Dazu noch solche innerhalb der Skigebiete. Und am Drehkreuz stehen vorn 15 und hinten 30 und daneben noch einmal 40 Skifahrer mit Handy.

Da muss eine glasklare Lösung geschaffen werden, da darf kein Datensalat entstehen. Aber es gibt keinen Zweifel: Der Weg mit Telefon und Skikarte drauf ist ein ganz wesentlich­er Teil der Zukunft. Ich glaube, dass man in zwei Jahren nicht mehr darüber reden wird, weil es dann selbstvers­tändlich ist. Die Buchung von daheim läuft ja schon sehr gut. Aber der Gast muss halt dann immer noch zur Kassa oder zum Automaten gehen, um die Karten zu holen.

SN: Irgendwann braucht es dann keine Kassen mehr?

Die Kassiereri­n oder der Kassier werden durch die neue Technik, durch die Digitalisi­erung und die Automaten sicher nicht wegrationa­lisiert. An Kassen wird immer mehr und mehr an Informatio­n verlangt und auch geliefert. Infos zum Skigebiet, zum Skibus, zum Ort, zum gesamten Angebot in der Region. Unsere Branche nimmt dieses Bedürfnis nach Informatio­n, die von einem höflichen und kompetente­n Mitarbeite­r an der Kassa weitergege­ben wird, sehr ernst. Darum sind unsere Ticketauto­maten eben nur als automatisi­erte Helferlein zu betrachten. Der Kontakt zu den Mitarbeite­rn im Skigebiet, vor allem zu Beginn eines Urlaubsode­r Skitags, ist wichtig.

SN: Zwei Milliarden Euro hat die Seilbahnwi­rtschaft Salzburgs in den vergangene­n zwölf

Jahren in die Hand genommen. Und noch immer scheint kein Ende in Sicht zu sein.

Wir machen das nicht aus Jux. Wir haben 250 große Anlagen. Eine Anlage wird nach 25 Jahren ausgetausc­ht. Das heißt, um auf dem Stand der Dinge zu bleiben, müssen pro Jahr fünf oder sechs Anlagen ausgetausc­ht werden. Eine kostet 15 Mill. Euro aufwärts. Weiteres zentrales Thema ist die Beschneidu­ng. Da sind wir schon in der dritten Generation der Anlagen und ihrer Modernisie­rung angekommen. Wir können momentan nur auf den Klimawande­l reagieren. Unsere Chance ist, in der Beschneiun­g schlagkräf­tig zu sein, um kurze Zeitfenste­r nutzen zu können. Auch Dinge, die selbstvers­tändlich scheinen, sind nicht außer Acht zu lassen. Pistenraup­en zum Beispiel. Eine kostet rund 500.000 Euro. Nach 8000 Einsatzstu­nden ist sie auszutausc­hen. Und es summieren sich die Ausgaben für Infrastruk­tur wie Funkparks oder Funslopes. All das ist mittlerwei­le ja Standard.

SN: Es gibt von Ihnen den schönen Satz, dass man an einem Wintertag auf der Fahrt nach Zauchensee Engel in den verschneit­en Bäumen sitzen sehen kann. Der Tourismus nimmt immer mehr an Fahrt auf. Um bei Ihrem Bild zu bleiben: Besteht Gefahr, dass diese Engel durch zu viel Rummel vertrieben werden?

Es gibt auch im Skitourism­us ein paar Hotspots. Ein paar Orte, in denen viel Betrieb herrscht. Vor allem in Tirol. Ich glaube, das kann man vom Salzburger Land nicht sagen. Es sind vielleicht sechs oder sieben Tage in der Hochsaison, an denen wirklich sehr viel los ist. Aber es existiert genug Pistenfläc­he, damit sich der Gast wohlfühlen kann. Es gibt auch in Salzburg ein paar Orte mit Après-Ski und viel Bewegung im Ort. Auf den Pisten ist aber noch keine Überfüllun­g da. Wir haben auch nicht so viel mehr Gäste in den Regionen. Das zeigen die Zahlen der letzten zehn Jahre. Die Ruhe hat schon noch ihr Platzerl.

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SN-Schwerpunk­t in Kooperatio­n mit dem Netzwerk Winter
ZUKUNFT WINTER SN-Schwerpunk­t in Kooperatio­n mit dem Netzwerk Winter
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Veronika Scheffer führt die Geschäfte der Liftgesell­schaft Zauchensee.

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