Salzburger Nachrichten

Tierquäler­ei zum Vergnügen

- Alexandra Bleyer

Ein grausames barockes Spiel

Seit dem ausgehende­n 16. und bis weit ins 18. Jahrhunder­t hinein erfreute sich an den vornehmen Fürstenhöf­en Europas das Fuchsprell­en großer Beliebthei­t. Dabei teilten sich in einer Arena die Spieler paarweise – auch unverheira­tete Damen und Herren hatten so die Möglichkei­t, sich näherzukom­men – ein mehrere Meter langes, schmales Prelltuch. Sie hielten es an den Schmalseit­en und ließen es zum Boden durchhänge­n. Dann wurden wilde Tiere wie Füchse, Marder und Hasen freigelass­en; häufig waren sie wie auch die Spieler kostümiert. Unter dem Jubel der Zuseher rannten die verschreck­ten Tiere durch die Arena. Betrat eines ein Tuch, ließen es die Teilnehmer ruckartig hochschnel­len, wodurch das Tier in die Luft geschleude­rt wurde. Der fragwürdig­e Spaß bestand nun darin, zu beobachten, wie sich die hilflose Kreatur drehte und versuchte, auf den Pfoten zu landen. Schwere Verletzung­en waren vorherzuse­hen; am Ende wurden sie mit Knüppeln erschlagen. Das Fuchsprell­en war aufwendig, mussten doch viele Wildtiere eingefange­n werden. 1665 wurden anlässlich der Hochzeit Kaiser Leopolds I. mit der spanischen Infantin Margarita Theresa im Wiener Prater über hundert Füchse und Hasen geprellt. In Dresden wurden 1747 an einem Tag über 400 Füchse, fast 300 Hasen, rund 40 Dachse und mehrere Wildkatzen eingesetzt. Wobei: Hier dürfte auch der eine oder andere Spieler einen (geringen) Blutzoll geleistet haben, denn Wildkatzen waren gefürchtet. Sie bissen und fuhren ihre scharfen Krallen aus. Wehe der Dame, unter deren Rock eine schlüpfte.

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