Mit Pop-Art beginnt’s in Linz
Der Direktor der Albertina lockt mit Andy Warhol in eine große Premiere.
Mit großen Namen wie Andy Warhol und Cindy Sherman und einer großartigen Epoche der Kunst setzt die Wiener Albertina einen für ein Bundesmuseum markanten ersten, großen Schritt: Nicht nur das eine oder andere Kunstwerk wird nach Oberösterreich verliehen, sondern mit einer kompletten Ausstellung wandern Sammlungsbestände und kuratorisches Knowhow aus der Bundeshauptstadt in ein Bundesland. So kommt es, dass ab Dienstag im Linzer Schlossmuseum unter anderem Andy Warhols „Campbell’s Soup Cans“, seine MaoTse-Tung-Serie und zwei seiner „Crosses“sowie Bilder von Roy Liechtenstein, Robert Rauschenberg, Alex Katz, Cindy Sherman und – als Jüngstem – Gregory Crewdson zu sehen sind.
Für Ähnliches in einem anderen Bundesland „gibt es noch keine Planung, aber immer die Bereitschaft“, versichert der Direktor der Albertina, Klaus Albrecht Schröder, den SN. Er betont sogar: „Ich wäre sehr glücklich darüber.“Die Sammlung der Albertina sei mittlerweile „so groß und umfangreich“, dass „wir in Bundesländern ganze Ausstellungen konzipieren könnten“.
Dass die Premiere im Schlossmuseum gelungen ist, hängt mit einer speziellen Konstellation zusammen. Zum einen steht das Oberösterreichische Landesmuseum seit dem überraschenden Abgang von Gerda Ridler im August 2018 noch immer unter interimistischer Leitung. Ein neuer wissenschaftlicher Leiter ist mit dem Kunsthistoriker Alfred Weidinger – derzeit Museumsdirektor in Leipzig – designiert, doch sein Linzer Amtsantritt ist erst im März 2020 vorgesehen. In diesem Interregnum fällt das Schlossmuseum durch Vakanz von Sonderausstellungen auf. Und da hinein springt jetzt offenbar die Albertina.
Zum anderen ist unter Klaus Albrecht Schröders Leitung die Albertina auf stetigem Expansionskurs: Renommee und Sammlung wachsen und wachsen. Schröder hat sie im Jahr 2000 als „Grafische Sammlung“übernommen und seither mit beträchtlichen Dauerleihgaben (wie den Sammlungen Batliner und Forberg) und grandiosen Sonderausstellungen zu einer ersten Adresse für Kunst aller Epochen und aller Genres gemacht – auch Malerei, Skulptur und Fotografie. Jüngster Zuwachs ist die Sammlung des Kunsthändlers Rafael Jablonka mit rund 400 Werken deutscher und amerikanischer Kunst der 1980er
Jahre. „Wir haben vor vier Monaten die Verträge unterzeichnet“, sagt Schröder. Die Linzer Ausstellung biete mit Bildern von Eric Fischl und Sherrie Levine für die Sammlung Jablonka den ersten Auftritt im Kontext der Albertina. Doch sei dies noch nicht deren „erster großer Auftritt“, dieser werde für Herbst 2020 in Wien vorbereitet.
Das Linzer Gastspiel kommt der Albertina auch in anderer Hinsicht zupass: Hier lassen sich einige Werke der Sammlung Essl prominent ausführen. So lässt sich still und dezidiert auf Kritik erwidern, die aufgebrandet ist, als im Februar 2017 der damalige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) die Übernahme der Sammlung Essl als Dauerleihgabe mit zusätzlicher Subvention von 1,1 Mill. Euro pro Jahr versüßt hat, nachdem diese nach den bauMaxTurbulenzen durch Zwangsverkäufe
vermindert und von Hans Peter Haselsteiners Stiftung mehrheitlich übernommen worden war.
Noch mehr: Im Linzer Schlossmuseum wird mit über 100 Werken ein Vorgeschmack auf das gegeben, wofür es ab 12. März 2020 mit dem Wiener Künstlerhaus einen zweiten Standort der Albertina geben wird. Diese „Albertina modern“sollte – so die Ankündigung – zu den „großen Museen für die Kunst der Gegenwart“zählen. Allerdings sei im Schlossmuseum nicht nur ein Amuse-Gueule zur „Albertina modern“, beteuert Schröder. Hier sei auch mehr als eine Vorspeise, sondern „eine richtige Hauptspeise“.
Das erste, noch dazu von Klaus Albrecht Schröder selbst kuratierte Gastspiel der Albertina in Oberösterreich hat auch persönliche Gründe. Diese seien bei einem Besuch von Landeshauptmann Thomas
Stelzer (ÖVP) „in der Generaldirektion der Albertina“konkretisiert worden, schildert Klaus Albrecht Schröder im Katalog. In Linz, seiner Geburtsstadt, sei er „vom Theater gepackt“worden, hier habe er „zum allerersten Mal eine große Oper“gehört, im Landesmuseum sei er „früh für Kunst sensibilisiert“worden. Mit „Amerikanische Kunst aus der Albertina“wolle er sich nun dafür „bedanken, was mir das Landesmuseum an Erfahrungen vor Jahrzehnten geschenkt hatte“, schreibt der Direktor der Albertina. „Und diese Ausstellung sollte mit jenen Jahrzehnten zu tun haben, die mich wie keine anderen geprägt haben – die 1960er- bis 1980er-Jahre.“
„Das ist mehr als ein AmuseGueule.“
Klaus Albrecht Schröder, Albertina