Volkswagen senkt Gewinn- und Umsatzziele
Der Autobauer spürt die flaue Weltkonjunktur – und muss sich im Diesel-Verfahren verteidigen.
Zuletzt lief das Geschäft beim weltgrößten Autobauer Volkswagen gut. Doch bei der aktualisierten Geschäftsplanung für das kommende Jahr wird der Konzern vorsichtiger. Umsatz und Gewinn würden weniger stark steigen als zunächst geplant, räumten Konzernchef Herbert Diess und Finanzvorstand Frank Witter am Montag gegenüber Analysten ein. Die Aktie sackte zu Wochenbeginn ab, ist aber seit Jahresbeginn um 30 Prozent gestiegen.
Großes Wachstum werde es auch 2020 im Markt nicht geben, sagte Diess. Witter fügte hinzu, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Automarkt hätten sich geändert: „Das Beste der Party ist vorbei.“
Beim Umsatz kalkuliert der Konzern nun mit mindestens 261 Mrd. Euro Erlös im kommenden Jahr, vorher waren es zehn Mrd. mehr. Nach dem Dieseldebakel mit manipulierter Abgassoftware, das bis dato 30 Mrd. Euro gekostet hat, geht es mehr um Kostensparen und die Vermeidung unnötiger Investitionen, als nur um Absatz. Um die rund 60 Mrd. Euro für die Elektro-Offensive freizuspielen, will VW auch Stellen abbauen. Das Renditeziel für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen bleibt bei 6,5 bis 7,5 Prozent. Fraglich sei aber, ob Audi das Ziel von neun bis elf Prozent Umsatzrendite, erreichen werde, sagte Witter. Unsicher sind auch die Gewinnaussichten in China, wo der Konzern die Hälfte der Pkw der Kernmarke VW verkauft. Seit über einem Jahr schwächelt der wichtigste Einzelmarkt vor allem bei Massenmodellen.
Bei dem Musterverfahren für fast eine halbe Million Dieselfahrer – auch aus Österreich – gegen VW, das am Montag am Oberlandesgericht Braunschweig fortgesetzt wurde, will das Gericht im weiteren Verlauf Vergleichsgespräche anregen. Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzvereins,
hält die Chancen dafür für gut, da VW eine Verurteilung für „sittenwidrige Schädigung“ohne weitere Beweisaufnahme fürchten muss.
Angesichts der jüngsten verbraucherfreundlichen Urteile deutscher Gerichte gegen VW bietet der Verein nun Geschädigten, die noch nicht geklagt haben, individuelle Schadenersatzklagen an. Der VSV ermöglicht mithilfe eines Prozessfinanzierers 250 betroffenen österreichischen Autokäufern, kostenund risikolos vor ein deutsches Gericht zu gehen (www.klagen-ohnerisiko.at). Im ersten Schritt würden vor allem Audibesitzer vermittelt, teilte der VSV mit, bei denen noch keine Verjährung drohe.