Salzburger Nachrichten

Kein Parkplatz bei Justizanst­alt: Anwälte blitzen mit Vorschlag ab

Die Anwälte müssen wohl noch lange auf Parkplätze für sie nahe der JA in Puch warten. Zur Anregung, Häftlinge für Besprechun­gen zum Landesgeri­cht zu fahren, sagt die Justiz Nein.

- ANDREAS.WIDMAYER@SN.AT WWW.SN.AT/WIZANY wid

Seit November dürfen auf den ohnehin nur 51 Stellplätz­en bei der Justizanst­alt (JA) Salzburg in Puch-Urstein per Erlass aus dem Justizress­ort nur noch JA-Bedienstet­e parken. Und das auch nur mehr gegen eine Monatsgebü­hr von 28,80 Euro. Von 112 Bedienstet­en meldeten 83 Bedarf für einen Stellplatz an: 51 haben einen erhalten. Fazit: Für die täglich bis zu 60 Besucher des Gefängniss­es – vor allem Anwälte und Angehörige/Freunde von Häftlingen, aber auch Polizisten, Staatsanwä­lte oder Gefängniss­eelsorger – steht seither kein einziger (regulärer) Parkplatz mehr zur Verfügung: Weit und breit um das von der S-Bahn rund zwei Kilometer entfernte Gefängnis herum gibt es derzeit keinen Parkraum und in ganz Puch auch keine Parkraumbe­wirtschaft­ung.

Radvokat . . .

Vor allem die Rechtsanwä­lte machten ihrer Empörung darüber bereits Luft: Seit Jahren weise man auf den eklatanten Parkplatzm­angel bei der JA hin. Geschehen sei nichts. Und jetzt, so Anwaltsprä­sident Wolfgang Kleibel, „werden wir von unserer anwaltlich­en Verpflicht­ung, mit Häftlingen Besprechun­gen zur Prozessvor­bereitung zu führen, auch noch praktisch ausgeschlo­ssen, indem wir bei der JA gar nicht mehr parken dürfen“.

Spätestens seit Montag dürfte die ohnehin große Empörung der

Wiederholt rühmten sich die Spitzen der Justiz und der Bundesimmo­biliengese­llschaft, welch hochmodern­es Gefängnis man in Puch-Urstein errichten habe lassen. Der 36-Millionen-Euro-Bau sei ein Vorzeigemo­dell in puncto humaner Strafvollz­ug und baulicher Umsetzung.

Wenig bis nichts vernahm man aber aus dem fernen Wien zur seit Jahren wiederholt geäußerten Kritik der Salzburger Anwälte (und der hiesigen Justizwach­e), dass

Anwälte noch einmal mächtig angewachse­n sein: Im Justizmini­sterium wurde nämlich ihr Vorschlag, U-Häftlinge von Puch-Urstein zu Besprechun­gen mit ihren Verteidige­rn ins zehn Kilometer entfernte Salzburger Justizgebä­ude zu bringen, kategorisc­h abgelehnt. Anwalt und Strafverte­idiger Franz Essl hatte seine von Anwaltsprä­sident Kleibel „sehr zu begrüßende“Anregung damit untermauer­t, „dass es am neuen Landesgeri­cht fünf Hafträume gibt, die sich gut für Besprechun­gen eignen. Zudem können ja das Top-Gefängnis zu wenige Parkplätze habe. Nicht nur Besucher oder Advokaten, sogar Polizisten mussten dort wiederholt zwangsweis­e rechtswidr­ig parken. Und Strafzette­l einstecken. Helmut Klose, Ortschef in Puch, hatte bereits im Juni 2017 in den SN gesagt, dass die Gemeinde als Baubehörde schon bei der Errichtung 2015 erfolglos darauf hingewiese­n habe, dass die Parkplätze wohl zu knapp bemessen seien.

Natürlich: Eine Parkplatze­rweiterung bei einem Land-Häfn steht auf der Prioritäte­nliste nicht oben. Aber ein Problem so lange nicht anzupacken ist ein Armutszeug­nis. mehrere Häftlinge auf einmal transporti­ert werden“. Von den SN mit dem Vorschlag konfrontie­rt, hielt Julia Rieder, Sprecherin im Justizmini­sterium, jedoch fest: „Aus Sicht der Generaldir­ektion für den Strafvollz­ug sind solche Überstellu­ngsfahrten nicht möglich. Allein schon aufgrund der Personalsi­tuation bei der Justizwach­e.“Einen anderen Vorschlag aus dem Bereich der Justizwach­e, wonach Anwälte über Videokonfe­renz mit ihren Anwälten Besprechun­gen zur Prozessvor­bereitung durchführe­n könnten, lehnt man im Justizress­ort ebenfalls ab – und er kommt auch für die Anwälte nicht infrage.

Rieder räumte ein, dass „die Parksituat­ion problemati­sch“sei: „Ich kann aber bestätigen, dass wir schon in Verhandlun­gen mit einem Grundbesit­zer sind, zusätzlich­e Parkfläche­n für Anwälte und Besucher zu beschaffen.“SN-Recherchen zufolge soll es um ein Privatgrun­dstück in unmittelba­rer Nähe zur JA gehen, auf dem zusätzlich­e 20 Stellplätz­e errichtet werden sollen.

Auch wenn ein Areal von der Bundesimmo­biliengese­llschaft oder der Justiz demnächst angemietet wird – es wird wohl noch etliche Monate dauern, bis man darauf auch parken kann.

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