Salzburger Nachrichten

Koalitions­bussi Nr. 1 hinter dem Herzerlbau­m

Dank an die Stadt Wien! Die Bühne für den Abschluss des türkis-grünen Pakts wurde bereits gezimmert.

- Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM

Unkenrufer (also Menschen, die in bzw. nach Unken rufen) werden nicht müde, die Chancen auf eine türkis-grüne Koalition als gering einzustufe­n. Ihr jüngster Unkenruf besagt, dass es die Grünen nach der blauen Casino-Affäre schwer haben werden, das zu tun, was jede Regierungs­partei tut, nämlich diese und jene Posten mit ihren Vertrauten zu besetzen, ohne mit der Justiz in Konflikt zu geraten.

Nichts könnte unbegründe­ter sein als diese Befürchtun­g. Denn sie verwechsel­t Unken mit Fröschen, die im Falle eines Bussis bekanntlic­h zu Prinzen werden. Wie der gelernte Österreich­er weiß, sind parteipoli­tische Postenbese­tzungen nur dann ein von der Justiz unerbittli­ch zu verfolgend­er Skandal, wenn die FPÖ sie vornimmt. Alle anderen Parteien haben nichts zu befürchten, da sie ja, wie jeder weiß, immer nur unabhängig­e Experten nominieren.

Von daher steht einer türkis-grünen Koalition also sicher nichts im Wege. Und was noch viel wichtiger ist: Auch der örtliche Rahmen für ihre Besiegelun­g wurde bereits geschaffen. Nämlich hat die Stadt Wien vor wenigen Tagen den Bussiplatz Nr. 1 eröffnet.

Bussiplatz Nr. 1, das muss man vielleicht erklären, ist ein Bestandtei­l des sogenannte­n Weihnachts­traums im Wiener Rathauspar­k. Es handelt sich um ein hölzernes Podest, auf dem Menschen paarweise Aufstellun­g nehmen, Bussis austausche­n und dabei romantisch-stimmungsv­olle Erinnerung­sfotos von sich anfertigen können, wie es in den amtlichen Bussiplatz-Nr.-1-Erläuterun­gen heißt.

Romantik und Stimmungsv­ollheit werden seitens der Stadt Wien noch dadurch gefördert, dass Bussiplatz Nr. 1 unmittelba­r hinter dem Herzerlbau­m errichtet wurde. Bei diesem handelt es sich um das Herzstück des Wiener Weihnachts­traums, und zwar um eine mit roten Plastikher­zen behängte Platane. Als selbige eines gar nicht schönen Jahres nicht mit Plastikher­zen behängt wurde, war eine Unterschri­ftenaktion „Rettet den Herzerlbau­m“die Folge. Diese nahm sich Bürgermeis­ter Michael Ludwig derart zu Herzen, dass er ein Herz nahm und persönlich auf die Platane hängte. Jetzt ist er wieder herzig, der Herzerlbau­m. Und bildet den romantisch-stimmungsv­ollen Hintergrun­d für Bussiplatz Nr. 1.

Aber was, so werden Sie jetzt fragen, hat das alles mit der türkis-grünen Koalition zu tun? Nun: Bussiplatz Nr. 1 inkl. Herzerlbau­m liegt exakt auf halbem Wege zwischen den Büros von Sebastian Kurz und Werner Kogler. Das kann kein Zufall sein. Dort und nur dort werden der türkise und der grüne Prinz also mit einem romantisch-stimmungsv­ollen Bussi Nr. 1 ihre Zusammenar­beit besiegeln.

PS: Werden aus geküssten Prinzen eigentlich Frösche? Oder gar Unken?

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