Salzburger Nachrichten

Bella macchina

Unterwegs im Alfa Romeo Stelvio der schärfsten Art. Das Limit lässt sich nur erahnen.

- GERHARD KUNTSCHIK

DDas Erlebnis war für Italien wohl einmalig. Eine Tankstelle unweit von Monza, am Formel-1-Wochenende, an dem die Gegend und die Menschen besonders verrückt werden. Der etwas ergraute Tankwart bedient in einem – Red-BullRacing-T-Shirt. Ohne FerrariKap­perl! Nun gut, die Tankstelle vertrieb den Sprit von Red Bulls F1-Partner. Aber beim zu betankende­n Gefährt bekam er leuchtende Augen: Alfa Romeo Stelvio Quadrifogl­io Verde, im einzig wahren „Rosso Competizio­ne“: „Che bella macchina!“In einem Alfa schlägt seit jeher das sportliche Herz. Nun gut, man muss mit der Zeit gehen, und daher blieb auch einer sportliche­n Marke da (neben Limousine und Sportcoupé­s) ein SUV nicht erspart. Das wurde sinnigerwe­ise Stilfserjo­ch genannt, na ja, sie sagen Stelvio zu Europas zweithöchs­ter Passstraße. Doch eine Sportversi­on war auch für ein SUV angebracht, also wurde die Kleeblatt-Variante zur Krönung der Reihe gereicht: 510 PS aus dem V6Turbo, Allradantr­ieb, 3,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, 600

Newtonmete­r. Noch Fragen? Wo sich der Quadrifogl­io Verde ausfahren lässt? Da müssen Sie eine Rennstreck­e mieten (das Autodromo

di Monza wird etwas kostspieli­g für ein Privatverg­nügen). Und der Verbrauch? Nun, für Gretas Jünger erübrigt sich die Frage genauso wie für Benzinbrüd­er, die beim Stelvio QFV leuchtende Augen bekommen. Also, die Werkangabe für den Mix sind 9,4 Liter nach neuem Messverfah­ren, wir kamen mit 10,3 Litern durch – bei Respekt vor dem Sistema Tutor auf der Autostrada und meist im

Eco-Modus. Den Sportmodus zu versuchen lässt zwar die Möglichkei­ten des QFV erahnen, ist im normalen Verkehr aber, hmmmm, wenig brauchbar. Die Ausstattun­g der Topversion bietet viele Annehmlich­keiten, fast überall sportliche Details, bequeme Sitze und eingeschrä­nkten Platz im Fond. So ausgereift die Technik und die Sicherheit sind, so überrasche­n doch einige Schwächen: Die NaviKarte scheint aus dem Billigange­bot zu sein (die Nord-Darstellun­g gibt es nur bei Einstellun­g von zwei Kilometern oder mehr), die 20-Zöller scheinen für das Gehäuse zu groß und schlagen bei scharfem Einschlag beim Ein- und Ausparken an. Dafür kann man den Spurverlas­senswarner wirklich nicht ignorieren, denn da klingelt’s – und zwar heftig. Der Stelvio QFV fasziniert auf vielfältig­e Weise, doch ob dies 113.000 Euro Kaufpreis rechtferti­gt? Alfisti werden aber da ohnedies mit dem Cuore entscheide­n und nicht mit der Ragione. Wenn das Konto gefüllt ist.

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BILD: SN/KUNTSCHIK Die „bella macchina“verlangt viel Selbstdisz­iplin.

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