Familien in Großarl per Kran gerettet
Wasser und Geröll rissen eine Holzbrücke im Ortsteil Roßruck weg und schnitten damit elf Personen von der Außenwelt ab.
Es waren zehn Minuten: Kurz nachdem Familie Viehhauser aus dem Großarler Ortsteil Roßruck mit dem Pkw die zehn Meter lange Holzbrücke über den Dopplergraben passiert hatte, wurde die Brücke von den Wassermassen weggerissen. Marietta Viehauser (41), ihr Mann und die beiden Töchter (11 und 13 Jahre) sind mit dem Schrecken davongekommen. Dabei hatte die Situation zunächst nicht besonders dramatisch gewirkt. Der Bach führte zwar Hochwasser, aber der Abstand zwischen Wasser und Brücke erschien der Familie zunächst als ausreichend. „Mein Mann und eine unserer Töchter gingen noch zu Fuß über die Brücke, um die Oma auf der anderen Seite zu besuchen. Und dann ging alles sehr schnell: Innerhalb von zwei Minuten stieg der Pegel um drei Meter an. Ein Riesenschwall Wasser und Geröll ist von oben dahergedonnert“, schildert Marietta Viehhauser.
„Das Wasser war nur mehr schwarz und führte fünf Meter lange Baumstämme und große Gesteinsbrocken mit. Erdgeruch lag in der Luft und dann war die Brücke weg“, ergänzt sie. Mit der Brücke riss auch die Stromversorgung für das Haus der Familie Viehhauser sowie zwei weitere nun vom restlichen Gemeindegebiet abgeschlossene Wohnhäuser ab.
Noch im Lauf des Sonntagabends wurden Marietta Viehhauser und ihre Tochter gemeinsam mit neun weiteren Personen aus ihren Häusern in einer gemeinsamen Aktion von Freiwilliger Feuerwehr und Bergrettung evakuiert und auf die andere Seite des Grabens gebracht. Möglich war das, weil ein in Großarl wohnender Kranfahrer und sein mit einem Personenkorb ausgestatteter Kran-Lkw sofort einsatzbereit waren. „Wir haben die Menschen von einem Mann der Bergrettung per Krankorb in Zweiergruppen auf die herübere Seite des Grabens gehoben. Innerhalb von 35 Minuten hatten wir alle evakuiert“, schildert Hannes Saugspier von der Bergrettung.
„Meine Schwiegermutter hat vorübergehend alle elf Personen aufgenommen. Wir sind alle weitschichtig miteinander verwandt, und der Zusammenhalt ist groß“, erklärt Marietta Viehhauser. Am Montagvormittag wurde die Stromversorgung wiederhergestellt, im Lauf des Tages haben einige Familienmitglieder einen behelfsmäßigen Fußgängerübergang über den Graben errichtet, sodass alle wieder in ihre Häuser zurückkonnten.
„Wenn alles nach Plan läuft, dann bekommen wir schon am Dienstag eine Behelfsbrücke“, sagt der Großarler Bürgermeister Johann Rohrmoser. In seiner Gemeinde sind in der Nacht auf Montag „jede Menge Muren abgegangen“, die vielerorts Schlamm hingespült haben. Retentionsbecken wurden überschwemmt, aber darüber hinaus sei es Gott sei Dank zu keinen Schäden an Gebäuden gekommen.
Von einer der zahlreichen in Hüttschlag niedergegangenen Muren erfasst wurde am Sonntagabend eine Frau. Sie erlitt dabei Verletzungen am Knie und musste wegen der vielen Stra
„Läuft alles nach Plan, kommt am Dienstag eine Behelfsbrücke.“
Johann Rohrmoser, Bgm. Großarl
ßensperren zunächst vor Ort ärztlich versorgt werden. Am Sonntag wurde die Verletzte mit dem Hubschrauber abtransportiert. „Wir mussten noch am Sonntag 30 Personen aus der Kree- und aus der Neuhofsiedlung evakuieren“, schildert Bürgermeister Hans Toferer.
Die Wolfaustraße wurde auf einer Länge von 50 Metern von den Wassermassen unterspült und ist zerstört. „Das genaue Ausmaß werden wir uns am Dienstag anschauen. Heute hatten wir alle Hände voll zu tun, um Zufahrten und Güterwege von Vermurungen zu befreien.“