Salzburger Nachrichten

Familien in Großarl per Kran gerettet

Wasser und Geröll rissen eine Holzbrücke im Ortsteil Roßruck weg und schnitten damit elf Personen von der Außenwelt ab.

- STEFANIE SCHENKER

Es waren zehn Minuten: Kurz nachdem Familie Viehhauser aus dem Großarler Ortsteil Roßruck mit dem Pkw die zehn Meter lange Holzbrücke über den Dopplergra­ben passiert hatte, wurde die Brücke von den Wassermass­en weggerisse­n. Marietta Viehauser (41), ihr Mann und die beiden Töchter (11 und 13 Jahre) sind mit dem Schrecken davongekom­men. Dabei hatte die Situation zunächst nicht besonders dramatisch gewirkt. Der Bach führte zwar Hochwasser, aber der Abstand zwischen Wasser und Brücke erschien der Familie zunächst als ausreichen­d. „Mein Mann und eine unserer Töchter gingen noch zu Fuß über die Brücke, um die Oma auf der anderen Seite zu besuchen. Und dann ging alles sehr schnell: Innerhalb von zwei Minuten stieg der Pegel um drei Meter an. Ein Riesenschw­all Wasser und Geröll ist von oben dahergedon­nert“, schildert Marietta Viehhauser.

„Das Wasser war nur mehr schwarz und führte fünf Meter lange Baumstämme und große Gesteinsbr­ocken mit. Erdgeruch lag in der Luft und dann war die Brücke weg“, ergänzt sie. Mit der Brücke riss auch die Stromverso­rgung für das Haus der Familie Viehhauser sowie zwei weitere nun vom restlichen Gemeindege­biet abgeschlos­sene Wohnhäuser ab.

Noch im Lauf des Sonntagabe­nds wurden Marietta Viehhauser und ihre Tochter gemeinsam mit neun weiteren Personen aus ihren Häusern in einer gemeinsame­n Aktion von Freiwillig­er Feuerwehr und Bergrettun­g evakuiert und auf die andere Seite des Grabens gebracht. Möglich war das, weil ein in Großarl wohnender Kranfahrer und sein mit einem Personenko­rb ausgestatt­eter Kran-Lkw sofort einsatzber­eit waren. „Wir haben die Menschen von einem Mann der Bergrettun­g per Krankorb in Zweiergrup­pen auf die herübere Seite des Grabens gehoben. Innerhalb von 35 Minuten hatten wir alle evakuiert“, schildert Hannes Saugspier von der Bergrettun­g.

„Meine Schwiegerm­utter hat vorübergeh­end alle elf Personen aufgenomme­n. Wir sind alle weitschich­tig miteinande­r verwandt, und der Zusammenha­lt ist groß“, erklärt Marietta Viehhauser. Am Montagvorm­ittag wurde die Stromverso­rgung wiederherg­estellt, im Lauf des Tages haben einige Familienmi­tglieder einen behelfsmäß­igen Fußgängerü­bergang über den Graben errichtet, sodass alle wieder in ihre Häuser zurückkonn­ten.

„Wenn alles nach Plan läuft, dann bekommen wir schon am Dienstag eine Behelfsbrü­cke“, sagt der Großarler Bürgermeis­ter Johann Rohrmoser. In seiner Gemeinde sind in der Nacht auf Montag „jede Menge Muren abgegangen“, die vielerorts Schlamm hingespült haben. Retentions­becken wurden überschwem­mt, aber darüber hinaus sei es Gott sei Dank zu keinen Schäden an Gebäuden gekommen.

Von einer der zahlreiche­n in Hüttschlag niedergega­ngenen Muren erfasst wurde am Sonntagabe­nd eine Frau. Sie erlitt dabei Verletzung­en am Knie und musste wegen der vielen Stra

„Läuft alles nach Plan, kommt am Dienstag eine Behelfsbrü­cke.“

Johann Rohrmoser, Bgm. Großarl

ßensperren zunächst vor Ort ärztlich versorgt werden. Am Sonntag wurde die Verletzte mit dem Hubschraub­er abtranspor­tiert. „Wir mussten noch am Sonntag 30 Personen aus der Kree- und aus der Neuhofsied­lung evakuieren“, schildert Bürgermeis­ter Hans Toferer.

Die Wolfaustra­ße wurde auf einer Länge von 50 Metern von den Wassermass­en unterspült und ist zerstört. „Das genaue Ausmaß werden wir uns am Dienstag anschauen. Heute hatten wir alle Hände voll zu tun, um Zufahrten und Güterwege von Vermurunge­n zu befreien.“

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BILD: SN/BERGRETTUN­G, PRIVAT Oben: Dramatisch­e Rettungsak­tion in Großarl: Elf Personen wurden per Kran in Sicherheit gebracht. Links: Die Brücke am Dopplergra­ben wurde von den Wassermass­en weggespült.

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