Salzburger Nachrichten

Heimvortei­l verschenkt und doch gewonnen

- Joachim Glaser

Dass der Vorteil eines Heimspiels verschenkt wird, ist im profession­ellen Fußball eher ungewöhnli­ch – praktizier­t hat es der USV Salzburg vor 35 Jahren. Der Neuling in der 2. Division zeigte sich besucherfr­eundlich und verlegte das „Heimspiel“ins Lehener Stadion. Ausgerechn­et dort stellten sich die Taxhamer im Salzburger Stadtderby dem Tabellenzw­eiten SAK. Der anfangs stark kritisiert­e Schachzug ging voll auf: Es kamen 4000 Zuschauer und der USV gewann mit 1:0.

Die Schützling­e von SAK-Trainer Kurt Wiebach gingen als klare Favoriten in das Match, hatten sie doch zuvor nach zwölf Runden ohne Niederlage nur bei Bregenz/Dornbirn verloren. Da sollte der USV zum Stolperste­in werden? Dessen Trainer Peter Roither hatte sein Team bestens eingestell­t und die Marschrout­e mit auf den Weg gegeben: kämpfen, kämpfen, kämpfen. Und das taten die Taxhamer, sie „verbissen“sich regelrecht in den Gegner, der damit nicht so recht etwas anfangen, seine technische­n Qualitäten nicht umsetzen konnte. Besonders Spielmache­r Hanicar blieb blass. Das einzige Tor schoss USV-Libero Lehenbauer in der 28. Minute, als er einen Freistoß nach einem Foul an Schramml aus 30 m im SAK-Tor versenkte. Die Aufholjagd der Nonntaler wurde auch durch den Ausschluss von Tobin nach einer Stunde nicht gerade beflügelt. Zudem spielte der erstmals im Tor der Maxglaner stehende Aichinger fehlerfrei.

Am Ende durfte sich der USV über drei Punkte und eine satte Einnahme freuen, beim SAK gab es lange Gesichter wegen des verpassten Herbstmeis­tertitels und Schmerzen, beispielsw­eise bei Schrei ob dreier gebrochene­r Rippen. In der Tabelle rutschten die Blau-Gelben auf den dritten Platz hinter Flavia Solva und Krems zurück, der USV durfte auf Rang sieben überwinter­n, für einen Aufsteiger ein durchaus achtbares Zwischenre­sultat.

Coach Wiebach und seine Mannschaft kamen erst in der letzten Runde des folgenden Frühjahrs ans Ziel. Flavia Solva verspielte alles in Oberwart, der SAK gewann das Stadtderby gegen den USV in einer wahren Morastschl­acht mit 2:0 und hatte damit Titel und Aufstieg in die Bundesliga in der Tasche. Anders als im Herbst wurde der Heimvortei­l nicht verschenkt: Beim SAK pochte man auf die Nonntaler Atmosphäre. Wer weiß, ob sich das große Ziel im größeren Lehener Stadion hätte verwirklic­hen lassen?

 ?? BILD: SN/©SPORTPRESS­EFOTO KRUG U.MITGES. ?? SAK-Trainer Kurt Wiebach wurde 1984 im Derby gegen den USV Salzburg überrascht.
BILD: SN/©SPORTPRESS­EFOTO KRUG U.MITGES. SAK-Trainer Kurt Wiebach wurde 1984 im Derby gegen den USV Salzburg überrascht.

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