Salzburger Nachrichten

„Was passiert ist, ist vollkommen unklar“

Die Familie des von zwei Hunden totgebisse­nen Soldaten fordert ein transparen­tes Ermittlung­sverfahren. Eine Amtstierär­ztin muss nächste Woche entscheide­n, was mit den Vierbeiner­n passieren soll.

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WIEN. Die Familie des Soldaten, der vor wenigen Tagen in der FlugfeldKa­serne in Wiener Neustadt von zwei Militärhun­den zu Tode gebissen wurde, fordert „ein ehrliches und lückenlos transparen­t geführtes Ermittlung­sverfahren“. Laut Erich Gemeiner, dem Rechtsanwa­lt, der die Familie vertritt, ist im Endeffekt nichts geklärt, außer dass der Hundeführe­r am späten Nachmittag die Hunde versorgen sollte und nach Mitternach­t tot aufgefunde­n wurde. „Was in den Stunden dazwischen passiert ist, ist vollkommen unklar“, sagte Gemeiner. Es müssten jedenfalls alle Kontroll- und Überwachun­gsmaßnahme­n evaluiert werden, um den Schutz von Soldaten

und Hundeführe­rn zu gewährleis­ten. Es gelte jede Spur zu verfolgen, damit sich ein derartiger und bisher nie da gewesener Unfall nicht wiederhole­n könne. Ob er den Verdacht hegt, dass hier etwas verschleie­rt werden soll? Tatsache sei, sagte der Anwalt, dass die interne Untersuchu­ngskommiss­ion des Bundesheer­es nicht verpflicht­et sei, alle Ergebnisse an die Staatsanwa­ltschaft weiterzule­iten. „Es muss mit offenen Karten gespielt werden.“Und er fordert, die veröffentl­ichten Ergebnisse und Mutmaßunge­n kritisch zu hinterfrag­en.

Was in der Kaserne passiert ist, ermitteln derzeit die Staatsanwa­ltschaft und eine Untersuchu­ngskommiss­ion des Bundesheer­es. Bekannt ist bisher, dass der Hundeführe­r

die beiden Belgischen Schäferhun­de an diesem Tag betreuen, sie füttern und zum Auslauf bringen sollte. Den eigenen Hund ließ er dafür im Auto zurück. Erst nach Mitternach­t wurde er von einem anderen Hundeführe­r aufgefunde­n. Dieser war zuvor vom diensthabe­nden Offizier alarmiert worden, weil die zwei Hunde allein auf dem Kasernenar­eal unterwegs waren. Die Obduktion ergab, dass der Mann schwere Bissverlet­zungen aufwies, unter anderem im Halsund Nackenbere­ich. Beim Bundesheer betont man, dass unmittelba­r nach dem Vorfall eine Unfallkomm­ission eingesetzt worden sei. Sie besteht aus einem Juristen, einem Veterinärm­ediziner, einem Arzt und einem Experten des Militärhun­dezentrums.

Bereits in den Vormittags­stunden des 14. November wurde ein Lokalaugen­schein durchgefüh­rt. Dabei wurde die Hundezwing­eranlage geprüft. Hier konnten keine Mängel festgestel­lt werden. Gleichzeit­ig unterstütz­te die Untersuchu­ngskommiss­ion die Kriminalpo­lizei bei ihren Ermittlung­en und stellte die Übermittlu­ng aller erforderli­chen Unterlagen sicher. Zusätzlich wurde durch die Untersuchu­ngskommiss­ion die zuständige Amtsveteri­närärztin beigezogen, die beide Hunde untersucht­e und eine zehntägige Quarantäne verfügte. Diese läuft am kommenden Montag aus. Dann werden die Vierbeiner erneut untersucht und die Amtstierär­ztin muss entscheide­n, was mit ihnen passieren soll – etwa, ob sie eingeschlä­fert werden.

Der Sprecher des Bundesmini­steriums für Landesvert­eidigung, Oberst Michael Bauer, sagte, dass das Heer zuerst diese Entscheidu­ng abwarten wolle. Beide Hunde sind derzeit sicher verwahrt und werden von zwei Militärhun­deführern betreut. Als Sicherungs­maßnahme wurde angeordnet, dass die Fütterung der beiden Belgischen Schäferhun­de durch zwei Personen durchgefüh­rt werden muss.

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