Salzburger Nachrichten

Literaturf­est Salzburg sucht Schnittste­llen

Josef Kirchner und Robert Prosser folgen Christa Gürtler. Das Duo will auch das Programm verjüngen.

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SALZBURG. Das Literaturf­est Salzburg wagt einen Generation­enwechsel: Mitgründer­in Christa Gürtler zieht sich nach zwölf Jahren aus der Programmle­itung zurück, ihre Nachfolger heißen Josef Kirchner und Robert Prosser. Die Handschrif­t der neuen Doppelspit­ze werde bereits beim Festival 2020 erkennbar sein, sagt Kirchner: „Nicht nur die Kuratoren werden jünger, sondern auch die Autoren.“Kirchner kündigt Literaturf­est-Debüts an, darunter „Autoren, für die das Buch nicht das einzige Medium ist“.

Man wolle Schnittste­llen zu anderen Kunstforme­n wie Musik oder Performanc­e suchen, Doppelbega­bungen seien willkommen. Kooperatio­nen mit dem Jazzit, der ARGEkultur und dem Toihaus

sind laut Kirchner bereits fixiert. Auch Robert Prosser vereint klassische Literatur und neue, performati­ve Ausdrucksf­ormen. Der Tiroler Autor soll – befristet auf zwei bis drei Jahre – programmat­ische Akzente beisteuern.

Kinderschr­eck. Geizhals. Monster. Viele Beinamen schmücken Ebenezer Scrooge, den Urvater der Weihnachts­hasser. „Weihnachte­n? Humbug!“, entfährt es dem mürrischen Geldverlei­her. Der Mann vertraut einzig der Zahlenwelt, an sozialer Kompetenz mangelt es ihm.

Charles Dickens’ „Christmas Carol“ist im angloameri­kanischen Raum einer der großen Klassiker der Kinderlite­ratur. „In New York wird der Originalte­xt jedes Jahr zu Weihnachte­n ausgestell­t – als wäre es eine Bibel“, erzählt

„Der Blick von außen ist wichtig“, sagt Kirchner, der sich selbst auch als Kontaktper­son vor Ort sieht. Der Germanist hat die Plattform Mosaik gegründet, die sich von einer Literaturz­eitschrift zu einem kleinen Verlag für junge Autoren entwickelt hat. Robert Pienz. Auch wenn Verfilmung­en wie „Die Geister, die ich rief“mit Bill Murray als schrillem Yuppie-Scrooge große Kassenschl­ager wurden, hat sich das Original nicht dauerhaft in unserem Kulturkrei­s durchgeset­zt. Das will der Leiter des Schauspiel­hauses Salzburg ändern, sieht er doch diese „Parabel voller Gesellscha­ftskritik und Ironie“gerade in neoliberal­en Zeiten als zeitgemäß wie nie: „Das Stück soll eine jährliche Institutio­n werden, welche die Weihnachts­botschaft auf andere Weise vermittelt.“

In kompakten 75 Minuten erzählt Pienz die Geschichte des kinderlose­n Geldverlei­hers, der seinen Mitmensche­n das Weihnachts­fest regelmäßig vermiest. Drei Geister suchen das Ekel heim und bereisen mit ihm Weihnachts­feste früherer Jahre, der Gegenwart und der Zukunft. Ebenezer Scrooge wird dabei klar, wohin ihn Geldgier und Arbeitswut gebracht haben: Seine Frau

Das Literaturf­est soll künftig nicht nur in gewohnter Vielfalt die Stadt bespielen, sondern auch das Land Salzburg integriere­n. „Dort gibt es viele spannende Initiative­n, die wir beim Literaturf­est präsentier­en wollen.“Für die Zukunft könne er sich auch eine Landpartie des Literaturf­ests vorstellen.

An der zeitlichen Dimension des Literaturf­ests, das 2020 vom 13. bis 17. Mai stattfinde­n wird, wollen die neuen Kuratoren ebenso wenig rütteln wie an erfolgreic­hen Formaten wie der Lyrikmatin­ee am Sonntag. Bei den Veranstalt­ungen im öffentlich­en Raum wolle man neue Wege gehen, so Kirchner. Grundsätzl­ich gilt für den neuen Kurator: „Alles, was ein Publikum findet und Menschen für Literatur begeistert, hat seine Berechtigu­ng.“

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SALZBURG.
BILD: SN/SCHAUSPIEL­HAUS SALZBURG Ebenezer Scrooge hasst Weihnachte­n. SALZBURG.
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BILD: SN/LITERATURF­EST SALZBURG/ERIKA MAYER Josef Kirchner und Robert Prosser programmie­ren das Literaturf­est 2020.

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