Salzburger Nachrichten

Tesla-Batterie war kaum zu entsorgen

Lithium-Ionen-Batterien stellen Entsorgung­sfirmen vor große Probleme. Viele Brände in Abfallbeha­ndlungsanl­agen sind auf sie zurückzufü­hren.

- Alf

Die Geschichte begann am 4. Oktober. Ein deutscher Lenker verursacht­e mit seinem Tesla einen Unfall, der Wagen brannte aus. Normalerwe­ise löscht die Feuerwehr das Auto und das Wrack wird entsorgt. Eine Angelegenh­eit von wenigen Stunden. Da der Unfallwage­n ein E-Auto war, dauerte das Entsorgen mehr als sechs Wochen. Grund dafür war die 600 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Batterie.

Diese musste zuerst von der Feuerwehr gelöscht werden, dann kam sie für 72 Stunden in ein Wasserbad. Anschließe­nd stand der Wagen wochenlang auf dem Gelände eines Abschleppd­ienstes. Es fand sich kein Entsorgung­sbetrieb, der sich zutraute, den Tesla mit dem zerstörten Akku fachgerech­t zu zerlegen.

Eigentlich sind die Autoherste­ller verpflicht­et, sich um die Entsorgung ihrer Fahrzeuge zu kümmern. Schließlic­h reisten Techniker von Tesla an, um den beschädigt­en Lithium-Akku zu entfernen. Der Akku wurde vom Auto getrennt, die Karosserie wurde inzwischen zur Verschrott­ung gebracht. Die Techniker von Tesla hatten nicht die nötige Genehmigun­g, um die Batterie weiter zu zerlegen. So übernahm schließlic­h das Spezialunt­ernehmen SEDA Umwelttech­nik in Kössen die Batterie.

Lithium-Ionen-Batterien sind allerdings nicht nur bei der Entsorgung von E-Autos ein Problem. Vertreter der Abfall- und Ressourcen­wirtschaft haben erst vor wenigen Tagen die Österreich­erinnen und Österreich­er dazu aufgerufen, diese Batterien sachgerech­t zu entsorgen. Falsch entsorgt sind Lithium-Batterien die Ursache für eine massive Zunahme von gefährlich­en Bränden bei Entsorgung­sbetrieben. Lithium-Batterien, die sich etwa in blinkenden Kinderschu­hen, Tablets oder Gartengerä­ten befinden, entzünden sich bereits bei kleinster Reibung – in Mülltonnen, auf Lkw und in Recyclinga­nlagen, aber auch in den eigenen vier Wänden. Dass Lithium-Batterien hochexplos­iv und daher brandgefäh­rlich sind, ist aber nur jedem dritten Österreich­er bekannt. So werden laut Umfragen alte Batterien und Akkus nur von 55 Prozent der heimischen Bevölkerun­g in den dafür vorgesehen­en Sammelboxe­n entsorgt. Das entspricht der gesetzlich­en Sammelquot­e von 45 Prozent, ist aber aufgrund der massiven Zunahme von Lithium-Batterien für die Entsorgung­sbetriebe eine Herausford­erung. Die Brände nehmen unaufhalts­am zu. Hans Roth, Präsident des Verbands der Österreich­ischen Entsorgung­sbetriebe (VOEB): „Wir wissen von Entsorgung­sbetrieben, in denen sie für 95 Prozent der Störfälle verantwort­lich sind. Wir haben bereits verletzte Mitarbeite­r zu beklagen.“Roth fordert, dass die Batteriesa­mmelquote auf zumindest 75 Prozent erhöht wird. Dafür werde auch ein Pfand notwendig sein, sagt er.

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BILD: SN/FF KÖSSEN Der Tesla wird abtranspor­tiert.
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