Im Angesicht schreienden Unrechts
Es gibt eine neue Radikalität im deutschen Kino, die durch Tabubrüche Grenzen ausweitet. Fatih Akins Film „Der Goldene Handschuh“über den Serienmörder Fritz Honka war jüngst so ein Beispiel. Zwar ist „Das schönste Paar“von Sven Taddicken weniger extrem, kommt in den ersten Szenen aber letztlich auch aus einer Ecke, in der zu viele Filme von Michael Haneke zu unreflektiert geschaut werden und wo man die amerikanische Kompromisslosigkeit eines Quentin Tarantino missversteht. Und so denkt man an Michael Hanekes „Funny Games“, als ein Trio halbstarker Deutscher in Mallorca über ein urlaubendes Lehrerehepaar herfällt. Maximilian Brückner und Luise Heyer – am Donnerstag mit einem „Bambi“als beste Schauspielerin ausgezeichnet – spielen dieses Paar, das nackter Gewalt hilflos gegenübersteht.
Der Hauptteil des um Balance bemühten Films ist der Verarbeitung, aber auch dem Thema Rache gewidmet. Denn der Rädelsführer läuft dem Mann eines Tages daheim über den Weg. Das Trauma des Ausgeliefertseins schien überwunden – doch jetzt nehmen die Gefühle überhand. Das Geschehen gerät erneut außer Kontrolle – unter umgekehrten Vorzeichen. Logische Untiefen schmälern die Kraft des Films und die ehrlichen Versuche, die Situation zu bewältigen. Ratlosigkeit macht sich am Ende breit, zudem die Gewissheit, dass es Dinge gibt, die sich nicht wiedergutmachen lassen.
Das schönste Paar, Polyband DVD, 93 Minuten.