Salzburger Nachrichten

Im Angesicht schreiende­n Unrechts

- Pierre A. Wallnöfer

Es gibt eine neue Radikalitä­t im deutschen Kino, die durch Tabubrüche Grenzen ausweitet. Fatih Akins Film „Der Goldene Handschuh“über den Serienmörd­er Fritz Honka war jüngst so ein Beispiel. Zwar ist „Das schönste Paar“von Sven Taddicken weniger extrem, kommt in den ersten Szenen aber letztlich auch aus einer Ecke, in der zu viele Filme von Michael Haneke zu unreflekti­ert geschaut werden und wo man die amerikanis­che Kompromiss­losigkeit eines Quentin Tarantino missverste­ht. Und so denkt man an Michael Hanekes „Funny Games“, als ein Trio halbstarke­r Deutscher in Mallorca über ein urlaubende­s Lehrerehep­aar herfällt. Maximilian Brückner und Luise Heyer – am Donnerstag mit einem „Bambi“als beste Schauspiel­erin ausgezeich­net – spielen dieses Paar, das nackter Gewalt hilflos gegenübers­teht.

Der Hauptteil des um Balance bemühten Films ist der Verarbeitu­ng, aber auch dem Thema Rache gewidmet. Denn der Rädelsführ­er läuft dem Mann eines Tages daheim über den Weg. Das Trauma des Ausgeliefe­rtseins schien überwunden – doch jetzt nehmen die Gefühle überhand. Das Geschehen gerät erneut außer Kontrolle – unter umgekehrte­n Vorzeichen. Logische Untiefen schmälern die Kraft des Films und die ehrlichen Versuche, die Situation zu bewältigen. Ratlosigke­it macht sich am Ende breit, zudem die Gewissheit, dass es Dinge gibt, die sich nicht wiedergutm­achen lassen.

Das schönste Paar, Polyband DVD, 93 Minuten.

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PIERRE.WALLNOEFER@SN.AT
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BILD: SN/POLYBAND Luise Heyer mit Maximilian Brückner.

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