Zweifel und Kuriositäten prägen die kommende Fußball-EM
Nur die Verantwortlichen des Europäischen Fußballverbands UEFA wissen, warum es 2020 zwölf Gastgeberländer und eine komplizierte Auslosung gibt. Warum das alles?
Es können nur kommerzielle Interessen dahinterstehen, dass die UEFA-Verantwortlichen die EM 2020 so gestaltet haben, dass sie an Unübersichtlichkeit nicht übertroffen werden kann. Nicht nur ein Mal kam dieser Tage in der SN-Redaktion der Ausruf: „Ich hab es!“Nur kurz hielt diese Euphorie an, denn gleich bei der nächsten internationalen Agenturmeldung kamen Zweifel auf, wie das alles bei der EM 2020 funktionieren kann.
Klar ist: 20 der 24 Teilnehmer sind fix. Darunter zum zweiten Mal hintereinander Österreich. Vier weitere Mannschaften können sich Ende März noch über das Play-off der sogenannten Nations League qualifizieren. Ja, genau. Das ist die erste „geniale“Erfindung im Vorfeld der Jubiläums-EM (es gilt 60 Jahre EM zu feiern). Die Nations League ist nämlich eine Art Parallelbewerb zur EM-Qualifikation. Es gibt also einige knifflige Fragen, bis der Nachfolger von Portugal gekürt ist. „Romantisch“– so nannte übrigens der abgesetzte UEFA-Präsident Michel Platini die Vorstellung, dass eine EM in ganz Europa stattfinden wird. Für viele mittlerweile ein „romantischer Horror“.
Die Deutsche Presse-Agentur schrieb dieser
Tage: Es gibt viele Eckpunkte und Vorgaben. Das ist wahrlich untertrieben. Denn die Gruppenauslosung der sechs Vierergruppen am 30. November in Bukarest könnte auf wackligen Beinen stehen. Der ungewöhnliche Turniermodus mit zwölf Gastgeberländern bedingt eine Zeremonie mit einer Mischung aus Setzen, Losen und Warten auf die Play-offs. Inklusive neu angesetzter Auslosung, sollte durch die Play-offs noch einmal etwas gewechselt werden müssen. Vor allem in dem Fall, wenn sich eine Nation (wie Schottland) aus den Gastgeberländern qualifiziert und bei einigen Partien damit Heimrecht hätte.
Auf die Fußball-Fans wartet ein Wirrwarrspiel. Die Tickets können Anfang Dezember zwar online vorreserviert werden – für die hartgesottenen Fans –, es könnte aber teuer werden. Denn keiner weiß, wo zum Beispiel Österreich zu den drei Gruppenspielen antreten wird, es könnte auch eine weite Anreise geben. Heimat- und seelenlos für beide Teams. Gleiches gilt für die teilnehmenden Teams, die erst spät die entscheidende Planung von Flügen und Hotels wegen der Auslosung angehen können. Flugdistanzen von mehr als 4000 Kilometern kreuz und quer über den Kontinenten werden bei der EM im nächsten Jahr die Regel sein.
Die Aufstockung der EM von 16 auf 24 seit der EURO 2016 hat der UEFA übrigens immer einen Umsatz von fast zwei Milliarden Euro gebracht – bei einem Gewinn von über 800 Millionen Euro –, ein Plus von 34 Prozent im Vergleich zu früheren Europameisterschaften. Das erklärt vieles. Da erscheinen auch Modus und Funktionalität der EM 2020 wieder in einem anderen Licht. Die Öffnung nach unten bei der Qualifikation sahen viele Experten nicht gerade positiv. Von „Langeweile“war die Rede.
Und es ist kein Trost, dass offensichtlich die aufgestockte EM damals aus der Not heraus geboren wurde. Denn durch diese Variante mit 24 Mannschaften wären auf Ausrichterbewerber noch höhere Kosten für Stadionbau und Infrastruktur zugekommen. Die logische Folge: Für eine alleinige Ausrichtung gibt es offensichtlich keinen geeigneten Kandidaten mehr. Es bleibt also ein unübersichtliches Spiel, mit dem wir uns weiter beschäftigen müssen.