Kuba ist kein weißer Fleck mehr
„Fridays For Future“hat in Havanna Fuß gefasst.
Auf der Website von „Fridays For Future“gibt es eine interaktive Weltkarte, auf der alle Orts- und Ländergruppen verzeichnet sind. Manche Länder oder ganze Kontinente sieht man kaum noch vor Markierungen; Kuba jedoch war bis vor Kurzem ein weißer Fleck auf jener Landkarte. Der junge Mann, der dies geändert hat, heißt Rubén Herrera.
Als er im Mai im Internet Videos von den weltweiten Klimademos sah, wurde sein Interesse geweckt, sagt der 22-jährige Englischstudent aus Santa Clara, einer Provinzstadt 270 km östlich von Havanna. „Ich habe irgendwo gelesen, dass wir die letzte Generation sein könnten, die Meeresschildkröten noch lebend sieht – wegen der Verschmutzung der Meere. Das hat mich beeindruckt.“Auf der Website von „Fridays For Future“sah er, dass es keine Repräsentanten
oder Aktionen in Kuba gab. Zusammen mit Freunden habe man Ideen gesammelt, eine WhatsApp-Gruppe gestartet und später weitere Freunde und Bekannte eingeladen. Mittlerweile sind es 35 geworden, vor allem Studenten zwischen 17 und 25 Jahren und bis auf Herrera alle aus Havanna.
Einer von ihnen ist Yosbel Martínez. Der 21-Jährige will seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Da „Fridays For Future“keine staatlich anerkannte Gruppe ist, befürchtet er Probleme in der Universität. Wie Herrera ist auch Martínez vorher nie politisch aktiv gewesen. Das Thema Klima aber treibt ihn um. Kuba sei besonders betroffen: Anstieg des Meeresspiegels, Dürre, Wirbelstürme. „Aber noch fehlt in der Bevölkerung das Bewusstsein“, sagt Martínez. Was auch damit zu tun hat, dass zivilgesellschaftliche Initiativen außerhalb staatlicher Strukturen schwierig sind.
Das musste auch die lokale „Fridays For Future“-Gruppe feststellen. Eigentlich hatte sie zum globalen Klimastreik am 20. September eine Demonstration in Havanna geplant. „Aber das ist in Kuba nicht so einfach“, sagt Martínez. So wurde „nur“eine Sitzdemo „mit Plakaten und ein paar Ansprachen“auf der Plaza de San Francisco in der Altstadt unweit des Hafens abgehalten. „Es ist zwar nicht illegal zu demonstrieren“, betont Herrera, aber es werde eine Genehmigung benötigt. Und die sei seit Monaten beantragt. Mittlerweile mit Erfolg, wie es scheint: Auf der Website von „Fridays For Future“poppt bei der Markierung Havanna auf: „Vor dem Rathaus, 12.00 bis 13.00, jeden Freitag“.