Passen die zusammen?
Warum es so lange dauert, bis wir einen neuen Bundeskanzler haben. Die Wahlen sind schon lang vorbei – aber wir wissen immer noch nicht, wer die obersten Politiker Österreichs in Zukunft sein werden. Das liegt daran, dass zwei sich einigen müssen.
KKönnt ihr euch noch erinnern, als vor zwei Monaten die Straßen und Wände mit Politikerbildern richtig zugekleistert waren und jede Nachrichtensendung und die Zeitungen genauso voll mit Politikern waren? Damals haben die Österreicher, auch eure Eltern, gewählt – das ist jetzt schon fast zwei Monate her. Und trotzdem haben wir immer noch keinen neuen Bundeskanzler und keine neuen Minister. Sondern momentan nur Ersatzleute, die so ähnlich sind wie Supplierlehrer. Und das, obwohl die höchsten Politiker ganz schön viel zu tun hätten, und alle eigentlich nur darauf warten, dass die „Neuen“endlich an die Arbeitgehen. Warum dauert das also so lange? Die Antwort ist, dass keine der Parteien genug Stimmen bekommen hat, um in Österreich anschaffen zu dürfen, wo es langgeht. Sondern: Mindestens zwei müssen sich zusammentun, damit sie dann gemeinsam mehr als die Hälfte der Leute hinter sich haben; man sagt dazu: die Mehrheit. Weil: In einer Demokratie bestimmt eben immer diese Mehrheit.
Derzeit beraten zwei Politiker und ihre Freunde ganz eifrig darüber, ob sie sich für ein paar Jahre als Chefs zusammentun könnten: Einer heißt Sebastian Kurz, der andere Werner Kogler. Der eine ist der Boss der türkisen Partei, die sich auch Volkspartei nennt. Der andere ist der Chef der grünen Partei. Die zwei sehen übrigens gar nicht so aus wie die Chamäleons da oben. Klar will man jetzt wissen, was die da so lange zu reden haben. Dazu muss man wissen, dass Herr Kurz und Herr Kogler in manchen Bereichen wie Feuer und Wasser sind: Der eine findet das eine richtig, der andere aber fast genau das Gegenteil. Der „Türkise“möchte lieber, dass nur noch ganz wenige Menschen aus dem Ausland nach Österreich kommen dürfen, der „Grüne“würde lieber ein bisschen mehr Leute herziehen lassen. Der eine möchte armen Familien mit vielen Kindern lieber weniger Geld geben, der andere mehr. Der Grüne will, dass man mehr bezahlen muss, wenn man Kohlendioxid verursacht, der andere will das eher nicht. Und so weiter und so fort. Und, das kennt man ja: Nachgeben ist furchtbar schwer, vor allem, wenn man sich an einer Sache einmal so richtig festgebissen hat. Aber die zwei Möchtegern-Chefs in Österreich wollen auch nicht so einfach aufgeben – weil wozu haben sie so lange wahlgekämpft, wenn sie nachher keinen großen Chefposten bekommen? Also wird halt geredet und verhandelt und gestritten. Und am Schluss kommt, vielleicht, ein Kompromiss heraus. Was das ist? Wenn der eine nicht alles bekommt, und der andere auch nicht, und man sich in der Mitte trifft. Auch wenn dann keiner ganz wirklich zufrieden ist – es muss auch keiner todtraurig sein.