Neue Ärztezentren: Salzburg kann zuerst starten
Ein Paket für medizinische Primärversorgung ist ausverhandelt. Die Ärzteschaft ist aber noch vorsichtig abwartend.
SALZBURG. Die Erwartungen sind groß an die medizinischen Primärversorgungszentren. Die Zusammenschlüsse von Ärzten und anderen Gesundheitsberufen sollen gleich mehrere Probleme des österreichischen Gesundheitssystems lösen. Kassenstellen sollen dadurch für Jungmediziner wieder attraktiver werden, weil sie sich nicht mehr als Einzelkämpfer durchschlagen müssen. Patienten sollen schneller jene Gesundheitsleistung bekommen, die sie wirklich benötigen. Vor allem soll der Zustrom zu den Spitalsambulanzen damit eingedämmt werden. Und die Vernetzung soll reibungslosere Urlaubsvertretungen und längere Öffnungszeiten für Patienten bringen.
Bereits im Jahr 2017 hat sich der Nationalrat auf ein Gesetz zur Umsetzung von medizinischen Primärversorgungszentren geeinigt. Bis Ende des Jahres 2021 sollten in Österreich 75 solcher Zentren in Betrieb sein, fünf davon im Bundesland Salzburg. Es fehlen aber noch regionale Vereinbarungen zwischen Ärztekammer und Krankenkasse.
Wie es nun aussieht, wird Salzburg als erstes Bundesland ein entsprechendes Vertragswerk für Ärzte bekommen. Die Verhandlungen dafür sind abgeschlossen, nächste Woche soll es dazu eine Pressekonferenz in Wien geben.
In Salzburg gibt es bereits Zusammenschlüsse von Ärzten, die planen, künftig als Primärversorgungsheinheit oder Netzwerk zusammenzuarbeiten.
Die Allgemeinmedizinerin Barbara Vockner betreibt bereits seit dem Jahr 2015 in Saalfelden eine Gruppenpraxis mit einer
Kollegin. Derzeit sind dafür neue Räumlichkeiten in Bau, in denen im kommenden Jahr vier Ärzte arbeiten werden. Das wäre genau die Zahl von Ärzten, die laut dem Gesetz ein Primärversorgungszentrum bilden könnten.
Ob der Zusammenschluss auch tatsächlich als ein solches Zentrum arbeiten werde, hänge von der Verhandlungsbereitschaft der Krankenkasse ab, sagt Barbara Vockner. „Ich kenne den Vertrag bereits und da hakt es aus meiner Sicht noch.“Aber prinzipiell sei sie von den Primärversorgungseinheiten überzeugt. „Es ist absolut sinnvoll, eine Erstanlaufstelle
für alle medizinischen Probleme zu haben. Auch die Zusammenarbeit ist in der Medizin so wichtig. Meine Kollegen der Gruppenpraxis würden allesamt nicht in einer Einzelpraxis arbeiten wollen.“
Bereits seit 23 Jahren gibt es im Tennengau ein Netzwerk von Medizinern und anderen Berufen. Theoretisch könne man bereits ab dem 1. 1. 2020 als Primärversorgungseinheit arbeiten, sagt der Rifer Allgemeinmediziner Christoph Dachs. „Aber da wir die neuen Verträge noch nicht kennen, werden wir wohl noch eine gewisse Vorlaufzeit brauchen.“Auch Dachs ist überzeugt, dass die Zukunft der Allgemeinmedizin in der Zusammenarbeit liegt. „Es gibt einen regen Austausch unter Kollegen. Und man nimmt sich selbst so viel Druck. Dieses Durchschleusen von Patienten kann ich mit dieser Art von Medizin brechen.“
Das Tennengauer Gesundheitsnetzwerk, das derzeit noch als Genossenschaft organisiert wird, hat 24 Mitglieder. Derzeit sei angedacht, daraus drei Primärversorgungsregionen zu machen, die ein großes Netzwerk bilden. Wie viele Ärzte tatsächlich mitmachen werden, ist aber noch unklar. Denn jeder einzelne Arzt muss dazu seinen Kassenvertrag aufgeben und einen neuen Vertrag für die Primärversorgungseinheiten unterzeichnen.
Im Flachgau arbeiten Ärzte bereits jetzt in einem Netzwerk zu