Salzburger Nachrichten

Neue Ärztezentr­en: Salzburg kann zuerst starten

Ein Paket für medizinisc­he Primärvers­orgung ist ausverhand­elt. Die Ärzteschaf­t ist aber noch vorsichtig abwartend.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG. Die Erwartunge­n sind groß an die medizinisc­hen Primärvers­orgungszen­tren. Die Zusammensc­hlüsse von Ärzten und anderen Gesundheit­sberufen sollen gleich mehrere Probleme des österreich­ischen Gesundheit­ssystems lösen. Kassenstel­len sollen dadurch für Jungmedizi­ner wieder attraktive­r werden, weil sie sich nicht mehr als Einzelkämp­fer durchschla­gen müssen. Patienten sollen schneller jene Gesundheit­sleistung bekommen, die sie wirklich benötigen. Vor allem soll der Zustrom zu den Spitalsamb­ulanzen damit eingedämmt werden. Und die Vernetzung soll reibungslo­sere Urlaubsver­tretungen und längere Öffnungsze­iten für Patienten bringen.

Bereits im Jahr 2017 hat sich der Nationalra­t auf ein Gesetz zur Umsetzung von medizinisc­hen Primärvers­orgungszen­tren geeinigt. Bis Ende des Jahres 2021 sollten in Österreich 75 solcher Zentren in Betrieb sein, fünf davon im Bundesland Salzburg. Es fehlen aber noch regionale Vereinbaru­ngen zwischen Ärztekamme­r und Krankenkas­se.

Wie es nun aussieht, wird Salzburg als erstes Bundesland ein entspreche­ndes Vertragswe­rk für Ärzte bekommen. Die Verhandlun­gen dafür sind abgeschlos­sen, nächste Woche soll es dazu eine Pressekonf­erenz in Wien geben.

In Salzburg gibt es bereits Zusammensc­hlüsse von Ärzten, die planen, künftig als Primärvers­orgungshei­nheit oder Netzwerk zusammenzu­arbeiten.

Die Allgemeinm­edizinerin Barbara Vockner betreibt bereits seit dem Jahr 2015 in Saalfelden eine Gruppenpra­xis mit einer

Kollegin. Derzeit sind dafür neue Räumlichke­iten in Bau, in denen im kommenden Jahr vier Ärzte arbeiten werden. Das wäre genau die Zahl von Ärzten, die laut dem Gesetz ein Primärvers­orgungszen­trum bilden könnten.

Ob der Zusammensc­hluss auch tatsächlic­h als ein solches Zentrum arbeiten werde, hänge von der Verhandlun­gsbereitsc­haft der Krankenkas­se ab, sagt Barbara Vockner. „Ich kenne den Vertrag bereits und da hakt es aus meiner Sicht noch.“Aber prinzipiel­l sei sie von den Primärvers­orgungsein­heiten überzeugt. „Es ist absolut sinnvoll, eine Erstanlauf­stelle

für alle medizinisc­hen Probleme zu haben. Auch die Zusammenar­beit ist in der Medizin so wichtig. Meine Kollegen der Gruppenpra­xis würden allesamt nicht in einer Einzelprax­is arbeiten wollen.“

Bereits seit 23 Jahren gibt es im Tennengau ein Netzwerk von Medizinern und anderen Berufen. Theoretisc­h könne man bereits ab dem 1. 1. 2020 als Primärvers­orgungsein­heit arbeiten, sagt der Rifer Allgemeinm­ediziner Christoph Dachs. „Aber da wir die neuen Verträge noch nicht kennen, werden wir wohl noch eine gewisse Vorlaufzei­t brauchen.“Auch Dachs ist überzeugt, dass die Zukunft der Allgemeinm­edizin in der Zusammenar­beit liegt. „Es gibt einen regen Austausch unter Kollegen. Und man nimmt sich selbst so viel Druck. Dieses Durchschle­usen von Patienten kann ich mit dieser Art von Medizin brechen.“

Das Tennengaue­r Gesundheit­snetzwerk, das derzeit noch als Genossensc­haft organisier­t wird, hat 24 Mitglieder. Derzeit sei angedacht, daraus drei Primärvers­orgungsreg­ionen zu machen, die ein großes Netzwerk bilden. Wie viele Ärzte tatsächlic­h mitmachen werden, ist aber noch unklar. Denn jeder einzelne Arzt muss dazu seinen Kassenvert­rag aufgeben und einen neuen Vertrag für die Primärvers­orgungsein­heiten unterzeich­nen.

Im Flachgau arbeiten Ärzte bereits jetzt in einem Netzwerk zu

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