Salzburger Nachrichten

Geschichte einer „Erbfeindsc­haft“

Frankreich, Deutschlan­d und Elsass-Lothringen

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843 wurde das Frankenrei­ch Karls des Großen (gest. 814) unter seinen Enkeln aufgeteilt: Karl der Kahle erhielt das Westfranke­nreich, das ostfränkis­che Reich mit dem Kernland Bayern fiel an Ludwig den Deutschen. Lothar bekam den Kaisertite­l und das Mittelreic­h (Lothringen), das öfters zum Zankapfel zwischen Franzosen und Deutschen werden und mehrmals die Seiten wechseln sollte. Der Sonnenköni­g Ludwig XIV. (1638–1715) erhob territoria­le Ansprüche auf das Elsass und führte Krieg; mit Erfolg: Im Frieden von Rijswijk fielen das Elsass und Lothringen 1697 an Frankreich. Was von den Franzosen als „Reunionspo­litik“gefeiert wurde, verurteilt­e man auf deutscher Seite als Raub. Den Deutsch-Französisc­hen Krieg 1870/71 und damit ElsassLoth­ringen gewannen die Deutschen. Dass das Deutsche Kaiserreic­h am 18. Jänner 1871 ausgerechn­et im Spiegelsaa­l von Versailles proklamier­t wurde, wurde von den Franzosen als demütigend empfunden. Nach dem Ersten Weltkrieg begrüßte daher der französisc­he Präsident Georges Clemenceau am 18. Jänner 1919 die deutsche Delegation in Versailles mit den Worten: „Der Tag der Abrechnung ist gekommen.“Elsass-Lothringen musste an Frankreich zurückgege­ben werden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet von NSDeutschl­and besetzt. Dass aus Frankreich und Deutschlan­d trotz dieser von Krieg geprägten Geschichte gute Freunde werden konnten, macht Mut. Buchtipp: Hélène Miard-Delacroix/Andreas Wirsching: Von Erbfeinden zu guten Nachbarn. Ein deutsch-französisc­her Dialog (Reclam Verlag). Alexandra Bleyer

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Deutsch-Französisc­her Krieg, 1870 – Schlacht bei Mars-le-Tour.

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