Studieren, wo andere protestieren
Felix Klein macht gerade ein Auslandssemester in Hongkong. Die Proteste ziehen vor seiner Haustür vorbei. Wie der Salzburger Student die Krise erlebt.
SALZBURG, HONGKONG. In dunklen Uniformen rücken sie an, mit Helmen, Schutzschildern und Wasserwerfern im Schlepptau. „Es war ein mulmiges Gefühl, Polizisten in voller Montur zu sehen“, erzählt Felix Klein. Der Salzburger Student verbringt gerade ein Auslandssemester in Hongkong – der Stadt, in der seit Juni Wochenende für Wochenende Millionen Menschen für demokratische Werte protestieren.
Es könnte wohl keine spannendere Zeit sein, um dort als Student der Politikwissenschaft hautnah mitzuerleben, wie Menschen ihr Recht auf freie Wahlen und Meinungsäußerung einfordern. Doch die Szenen, die sich diese Woche in Hongkong abspielten, wirkten eher bedrohlich: Studenten der Polytechnischen Universität verschanzten sich in dem Gebäude, zielten mit Steinschleudern und Pfeil und Bogen auf Polizisten, die Beamten wiederum schnappten sich jeden, der aus der Uni fliehen wollte, und setzte gegen die Studenten Tränengas ein.
Ist es sicher, an so einem Ort zu studieren? Ja, sagt Felix Klein. Seine Universität, die Hongkong University, liegt etwas außerhalb des Zentrums. Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Polizisten gab es dort kaum. Das änderte sich diese Woche.
„Eigentlich wollte ich am Montag an die Uni gehen, aber ich bekam Nachrichten von Freunden, die meinten, dass die Polizei die Eingänge zur Uni bewacht“, sagt der 28-Jährige. Die Hongkonger Beamten hinderten die Studierenden, die Hochschule zu besuchen. Die Sicherheitskräfte befürchteten offenbar, dass Aktivisten ebenfalls die Hongkong University besetzen wollen. „Ob Instagram oder Facebook, alle Kanäle waren voll mit Bildern von der Uni. Die Polizei hat angefangen, Tränengas zu versprühen“, berichtet der Salzburger Student.
Die Hongkong University hat alle Lehrveranstaltungen für diese Woche abgesagt. Bis zum Ende des Semesters gibt es keine Vorlesungen mehr mit Präsenzpflicht. Stattdessen kann man die Seminare online verfolgen. „Das klingt jetzt alles dramatisch“, sagt Klein, „aber das Semester geht am 29. November sowieso zu Ende. Im Dezember sind nur Examen.“
Einige seiner Kommilitonen seien von ihren Universitäten angesichts der explosiven Lage zurückgeholt worden, erzählt der Salzburger Politikstudent: „Mein Mitbewohner, ein Belgier, verlässt am Freitag die Stadt. Seine
Uni hat ihm den Flug zurück nach Europa bezahlt.“Klein sieht die Lage entspannt. Am Montag habe sich die Koordinatorin für Auslandsaufenthalte der Uni Salzburg bei ihm gemeldet. „Sie fragte, ob alles okay ist.“Der Student sieht derzeit keinen Grund, vorzeitig aus Hongkong abzureisen: „Ich fühle mich hier sicher.“
Zwischen Weihnachten und Neujahr plane er, Hongkong zu verlassen. Klein ist überzeugt, dass er viel aus dem Auslandssemester mitnehmen konnte. „Ich bin selbst in der Österreichischen Hochschülerschaft tätig und finde es sehr ermutigend zu sehen,
„Die Polizei hat angefangen, Tränengas zu versprühen.“
Felix Klein, Student in Hongkong