Salzburger Nachrichten

Nur eine kurze Atempause

- Dorina Pascher DORINA.PASCHER@SN.AT

Ein Aufatmen geht durch Hongkong. Eine Woche nach den gewaltsame­n Ausschreit­ungen an einer Universitä­t blieb die Lage dieses Wochenende ruhig. Statt auf die Barrikaden gingen viele Hongkonger in die Wahllokale – und zwar so viele wie noch nie bei einer Kommunalwa­hl.

Die Bürger nahmen ein Recht wahr, das sie auch auf höherer Ebene durchsetze­n wollen: das Recht auf freie Wahlen. Dass nun 17 von 18 Bezirken an prodemokra­tische Kräfte gingen, ist ein Zeichen an die Regierunge­n in Peking und Hongkong: Die Hongkonger Bevölkerun­g unterstütz­t die Aktivisten. Ein Ergebnis, das den Demonstran­ten Mut gibt weiterzuma­chen.

Zugleich sollte die Wahl nicht überbewert­et werden. Die Bezirksrät­e haben kaum politische Macht. Es ist unwahrsche­inlich, dass die Hongkonger Regierung die Forderunge­n der Demonstran­ten erfüllen wird. Bis auf eine unabhängig­e Untersuchu­ng der Polizeigew­alt sind die Forderunge­n wohl nicht zu erfüllen.

Peking wird nicht zulassen, dass die Regierung der einstigen Kolonie in freien Wahlen gewählt wird. Auch zeigt Hongkongs Regierung keine ernsthafte Bereitscha­ft, auf die Aktivisten zuzugehen. Dass Carrie Lam nun „demütig und ernsthaft“über das Wahlergebn­is nachdenken will, ist Augenwisch­erei.

Es wird also zu weiteren Protesten kommen. Und die Proteste könnten in ihrer Gewalt eskalieren. Denn das Wahlergebn­is hat vor allem eines ausgelöst: Es hat die Demonstran­ten bestärkt weiterzuma­chen. Chinas Regierung wird aber weiter blockieren. Die Verschnauf­pause in Hongkong wird nicht von Dauer sein.

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