Salzburger Nachrichten

„Mehr als ein nettes Hobby von Bauern“

Urlaub am Bauernhof liegt ungebroche­n im Trend. Schon ein Drittel der Nächtigung­en am Bauernhof entfällt auf den Winter.

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WIEN. „Wo die Welt noch in Ordnung ist“– mit diesem Slogan wirbt die Tourismuss­chiene „Urlaub am Bauernhof“. Dieses Angebot liegt in Zeiten von Klimawande­l und politische­n Unsicherhe­iten im Trend, viele Menschen suchen „authentisc­he Urlaubserl­ebnisse mit Sinn“. Das belegen aktuelle Zahlen.

Im Vorjahr fand ein mehrjährig­er Aufwärtstr­end einen vorläufige­n Höhepunkt. Erstmals seit 2005 nächtigten wieder mehr als fünf Millionen Gäste auf heimischen Bauernhöfe­n. Die Zahl der Ankünfte erreichte mit 984.198 einen Rekord, dabei buchen immer mehr Gäste Ferienwohn­ungen, die Nachfrage nach Zimmern sinkt.

Für die Sommersais­on melden 41 Prozent der Mitgliedsb­etriebe eine Steigerung bei den Nächtigung­en, knapp die Hälfte der Betriebe verzeichne­te gleich viele Nächtigung­en wie in der Vorsaison. Gestiegen ist auch die Aufenthalt­sdauer. Diese legt beim Urlaub am Bauernhof seit Jahren leicht zu – entgegen dem Gesamttren­d im Tourismus, wo die Aufenthalt­szeiten immer kürzer werden. Im jüngsten Sommer blieben Gäste am Bauernhof im Durchschni­tt 5,8 Tage lang. Der Branchendu­rchschnitt liegt bei 3,7 Tagen.

Landwirtsc­hafts- und Tourismusm­inisterin Maria Patek verweist auf die wesentlich­e Rolle, die der Tourismus für viele landwirtsc­haftliche Betriebe spiele. „Urlaub am Bauernhof ist kein nettes Hobby von Bäuerinnen und Bauern, sondern oft ein wesentlich­er Teil für den wirtschaft­lichen Erfolg einzelner Höfe.“Die bäuerliche Vermietung sichert in Summe rund 23.000 Arbeitsplä­tze. Das komme in den meisten Fällen den Frauen zugute,

„Viele Höfe brauchen den Tourismus.“

Maria Patek,

Tourismusm­inisterin

sagt Andrea Schwarzman­n, Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft Österreich­ische Bäuerinnen in der Landwirtsc­haftskamme­r. Oftmals würden Frauen mit selbst erzeugten Lebensmitt­eln die heimische Kulinarik fördern und es so ermögliche­n, „durch Innovation­en zusätzlich­es Einkommen zu erschließe­n“.

Nachfrage und Potenzial dieser Urlaubsfor­m sind im Steigen begriffen. Der Erfolg ist allerdings kein Selbstläuf­er. Johann Hörtnagl, der Obmann von Urlaub am Bauernhof Österreich, fordert weniger Bürokratie und moderne Rahmenbedi­ngungen. Das Limit von zehn Betten für private Zimmerverm­ieter solle abgeschaff­t werden, denn „bei zehn Betten beginnt erst der wirtschaft­liche Erfolg“. Wichtig sei eine erstklassi­ge Breitbandv­ersorgung insbesonde­re in peripheren Regionen.

28 Jahre nach der Gründung des gleichnami­gen Vereins ist Urlaub am Bauernhof mehr als eine interessan­te Nische im Tourismusl­and Österreich. Jeder siebte Tourismusb­etrieb in Österreich ist Mitglied, mit 113.764 Betten befindet sich jedes neunte Gästebett im Land auf einem Bauernhof.

Dabei handelt es sich keineswegs um ein reines Sommerprog­ramm. Ein Drittel der Nächtigung­en entfällt auf den Winter. Der Sport steht im Mittelpunk­t. In Winterspor­tgebieten bieten viele Höfe direkte Anbindunge­n an Langlauflo­ipen oder in alpine Skigebiete. Und in nicht wenigen Fällen ist der Bauer selbst der Besitzer eines Skihangs.

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BILD: SN/URLAUBAMBA­UERNHOF/B.SUPPAN Urlaub am Bauernhof im Schnee – auch das geht.
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