Neulich, als ich Dörte traf
„He, du da!“, ruft sie. Sie zeigt mit dem Finger auf mich. Ich dreh mich um. Denk mir: „Kenn ich die Frau?“Sie klingt verärgert: „Stell dich nicht blöd, Mann! Du schreibst immer dieses Zeugs über mich! Mein Geld, das wollt ihr schon, ihr gierigen Ösis, aber hinterm Rücken wird nur blöd geredet.“
Ich hatte gleich diesen Grundverdacht: Dörte stand vor mir! Die Dame aus dem Chalet, die mich in der Liftgondel so nervt, weil sie sehr gern sehr laut telefoniert. Zu laut.
Die Geschichte ist ja diese: Sie will gar nicht mehr weg von hier. „Ist ja echt so was von schnuckelig bei euch“, sagt die Dörte. Und: „Ich mag euch ja.“Früher kam sie nur auf Urlaub. Zehn Tage. Schön war das. Aber jetzt ist sie praktisch im fixen Halbjahresmodus da.
„Ach ja“, sag ich zu ihr, „Liebe kann man halt nicht kaufen.“Das hätte ich besser nicht getan. „Mein Gott, du . . .“(Zitat nicht jugendfrei). Freundlich bleiben, denk ich. Das haben wir im Gebirge von klein auf gelernt. Quasi in die DNA eingebettet: „Sads nett zu de Gäst!“
Deshalb der Versuch einer kleinen Ausflucht: „Schön dich zu sehen, Dörte! Schaust gut aus. Warst auf Urlaub?“
Schon wieder ein Fettnäpfchen. „Urlaub? Haha! War auf Malle! Hatte zu tun, Mann!“Hmmm? „Malle? Was ist das, oder wo?“Es kommt wie aus der Pistole geschossen: „Mallorca!“Mein inneres Mantra rührt sich und flüstert mir sanft zu: „Sads nett zu de Gäst!“
„Ah, Malle, schön!“, hör ich mich sagen. Wieder völlig falsch! „Hey, nix als Stress. Und Hitze. Wir haben dort eine Finca. Gab jede Menge zu tun. Der Hausmeister ist weg. Ich kann den ganzen Sch . . . (Wort nicht jugendfrei) jetzt selbst machen.“Nachsatz: „Und die Zinsen auf der Bank werden immer weniger. Mein Geld schmilzt weg.“Meines auch, denk ich. Sogar ohne Finca und Chalet tut es das. Funktioniert einwandfrei.
„Aber dieses Ding da in Kitzbühel. Das reizt mich schon. Da wo’s den Elektro-Porsche gibt. Da droben auf dem Berg. Ist auch sicher kühler und angenehmer als auf Malle. Obwohl: Der hat halt so wenig Bodenfreiheit. Der sitzt auf im Winter. Im Schnee. Überleg ich mir noch.“
Dörte will also nicht mehr nach Malle, sondern aufs Wasi (Wasenmoos, Mittersill, für Unkundige). Dann läutet ihr Handy. Ein güldenes. Ob echt oder nicht, lässt sich auf die Schnelle nicht sagen. „Ich muss! Tschüssi!“Ich schau im Internetz nach. Auf der Homepage von diesem super-suprigen Superchaletdorf steht zu lesen: „Das Six Senses Kitzbühel Alps Resort mit Hotel, privaten Residenzen und einem Six Senses Spa wird für all jene gebaut, die erkennen, dass Luxus neben allen Annehmlichkeiten und Serviceleistungen eine erweiterte Bedeutung hat.“Ich lese es noch einmal und denke: Ja, sie kamen, um zu bleiben.
Irgendwann werden wir sie auch pflegen. Da trifft es sich gut: Tauernklinikum, Landwirtschaftliche Fachschule Bruck und HAK Zell am See bilden gemeinsam aus. Ab Herbst 2020 werden die jungen Pinzgauerinnen und Pinzgauer diese Schulen als fertig ausgebildete Pflegeassistenten abschließen können. Freu dich, Dörte!
HEINZ.BAYER@SN.AT