Mayer holt ersten ÖSV-Saisonsieg
Matthias Mayer nimmt mit seinem Erfolg im Super G von Lake Louise Druck von den Schultern seiner Teamkollegen. In Killington liefert Mikaela Shiffrin eine Machtdemonstration und Anna Veith ein kurzes Comeback.
Nach dem Speed-Auftakt ohne Podestplatz in der Abfahrt feierte Matthias Mayer im Super-G von Lake Louise den ersten rotweiß-roten Sieg im Skiweltcup. Mikaela Shiffrin fuhr in Killington allen auf und davon.
LAKE LOUISE. Das war nicht nur der erste Weltcupsieg für Österreichs Alpine in diesem Winter, es war vielmehr ein echter Befreiungsschlag. Nach einer eher enttäuschend verlaufenen Abfahrt am Samstag hatte das ÖSV-Team einen Tag später in Lake Louise endlich allen Grund zur Freude: Olympiasieger Matthias Mayer gewann den Super G mit vier Zehntelsekunden Vorsprung auf Dominik Paris, hauchdünn dahinter teilten sich Vincent Kriechmayr und Mauro Caviezel ex aequo den dritten Platz.
„Wir haben gut trainiert, ich bin gut in Form und das wollte ich auch zeigen. Ich war hier schon drei Mal Zweiter, mein Ziel war, dass ich einmal ganz oben stehe“, meinte Mayer, der sich auch über ein fehlerfreie Fahrt freuen durfte. „Ich habe die Schlüsselstellen sehr gut getroffen, recht viel mehr wäre nicht möglich gewesen.“Mayer wusste aber auch: „Der Sieg war jetzt ganz wichtig für das Team.“Dazu war es ein seltener Sieg: Der letzte ÖSV-Erfolg im Super G von Lake Louise gelang im Jahr 2008 Hermann Maier.
Mit großen Zielen ist das ÖSVTeam zuvor in die Abfahrtssaison gestartet, am Ende stand man mit leeren Händen da. Das gilt auch für
Vincent Kriechmayr. „Es ist überhaupt nicht gelaufen. Ich war schon bei Zwischenzeiten hinten, aber ich weiß nicht, woran das gelegen hat.“Umso wichtiger war dann die gute Fahrt im Super G: „Das war schon sehr gut. Ich habe versucht mehr Gefühl zu zeigen als in der Abfahrt“, meinte Kriechmayr nach dem Podestplatz.
Ein echtes Sensations-Comeback mit dem Sieg in der samstägigen Abfahrt lieferte der Deutsche Thomas Dreßen. Er konnte selbst nicht fassen, was da eben passiert ist. „Wahnsinn“, meinte der Abfahrer nach seinem Sieg nach einem Jahr Verletzungspause wegen des Sturzes in Beaver Creek im Dezember 2018 – Kreuzband, Innenband, Innenmeniskus und Außenmeniskus waren damals gerissen. „Man muss ihn als den herausragenden Abfahrer bezeichnen. Obwohl er noch so jung ist“, sagte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier über den 26-Jährigen. „Der Thomas ist in der Abfahrt sicher das Beste, was wir bislang zu bieten hatten.“Das stimmt auch statistisch, denn Dreßen ist der erste deutsche Abfahrer, der drei Weltcupabfahrten gewinnen konnte. Es war auch ein perfekter Einstand für den Salzburger Coach Andreas Evers, seit Sommer Abfahrtstrainer der DSV-Herren.
Ein neues Siegergesicht mit Marta Bassino, eine Machtdemonstration von Mikaela Shiffrin, ein ernüchterndes Comeback von Anna Veith und ein österreichisches Debakel im Riesentorlauf, das Katharina Liensberger mit Platz sechs im Slalom zumindest ein wenig cachieren konnte – das hat das Technik-Wochenende in Killington gebracht. Mit unglaublichen 2,29 Sekunden Vorsprung siegte Shiffrin in ihrer Heimat und zog mit ihrem 62. Weltcupsieg mit Annemarie Moser-Pröll gleich.
„Das war am Limit“, jubelte Shiffrin, die damit ein für außerhalb von Mitteleuropa unübliches Skifest vor zwei Mal rund 20.000 Zuschauern perfekt machte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in diese Sphären kommen kann. Ich dachte Annemarie hat 67 Siege“, sagte Shiffrin und verwechselte dabei die beiden Salzburger Legenden Moser-Pröll und Marcel Hirscher.
Liensberger fiel in der Entscheidung um zwei Plätze zurück, war ob des Trainingsrückstands (wegen des Materialstreits) aber zufrieden: „Mit jedem Lauf wird das Gefühl besser.“Katharina Gallhuber wurde im zweiten Rennen nach dem Kreuzbandriss Achte. „Mit dem Ergebnis
bin ich zufrieden, aber der Rückstand ist schon sehr erschreckend“, sagte die Olympia-Dritte von 2018 hinsichtlich 4,15 Sekunden Rückstand. Auch auf die zweitplatzierte Petra Vlhova fehlten fast zwei Sekunden. Die Tirolerin Chiara Maier fuhr als Zwölfte erstmals Weltcuppunkte ein, Katharina Huber schied als Halbzeit-Achte aus.
Enttäuschend verlief am Samstag das Comeback von Anna Veith. 2,27 Sekunden fehlten auf die führende Bassino, acht Hundertstel auf die Qualifikation für die besten 30. Obwohl die Erwartungen vor ihrem dritten Comeback nicht groß waren, so ist bei der Salzburgerin nach dem Riesentorlauf mit Platz 35 doch Ernüchterung eingekehrt. „Es war ein Tag mit sehr vielen Aufs und Abs in meiner Gefühlswelt. Das Rennen lief dann leider nicht so gut“, erklärte die 30-jährige Salzburgerin.
Der Riesentorlauf war aus ÖSVSicht als Debakel zu werten. Nur ein Trio war im Finale dabei, Eva-Maria Brem wurde als Beste 16. Liensberger verpasste wie Veith das Finale. Franziska Gritsch, die in Sölden als Siebte aufgezeigt hatte, wurde nur 44. Im Riesentorlauf sind die Österreicherinnen seit März 2016 sieglos, im Slalom seit mittlerweile fünf Jahren. Und ein Ende dieser historischen Serie ist nicht in Sicht.