Von tief unten wird zur Spitze gegraben
Zum 15. Geburtstag schenkt sich das Museum der Moderne eine Großausstellung. Im Depot fand man Gustostückerl und auch Lücken.
Nur ein Modell blieb von den großen Aufregungen unten in der Stadt, im Jahr bevor das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg eröffnet wurde. Als die ehemalige Museumsdirektorin Agnes Husslein den sogenannten Pimmelmann der Gruppe Gelitin aufstellen ließ, gingen die Wogen hoch in Salzburg. Die Originalskulptur ist nicht mehr da, aber ein Modell wurde aus dem Depot geholt. Denn das Museum feiert seinen 15. Geburtstag mit einer Großausstellung.
Aus 54.220 Werken aus dem 19. und 20. Jahrhundert wurden für die Großschau zum 15er ein paar Hundert Objekte ausgesucht. Malerei und Fotografie, Skulptur und Video – alle Kunstformen sind vertreten.
Legendäres, bisher Ungezeigtes, aufregend Unbekanntes und alte Freude – denen begegnet man beim Schlendern durch die Ausstellung, denn das Schlendern ist hier die beste Form, sich der Fülle zu nähern. Die Werke bilden „Die Spitze des Eisberges“, so der Titel der Schau. Man schöpfte tief in den eigenen Beständen.
Das Museum zeigt mit der Ausstellung, was es hat, es zeigt aber auch, was es ist, wie es geworden ist. Zu erkennen seien daher „auch die Strategie, wie die Ausstellung entstand, und auch die Strategie, wie das Haus arbeitet“, sagt Museumsleiter Thorsten Sadowsky. Dazu wurden erstmals in der Geschichte des Hauses alle Kuratorinnen und Kuratoren eingeladen, um in der Sammlung zu stöbern. Es könne nicht darum gehen, „alles zu zeigen, sondern eine Entdeckungsreise in unübersichtliches Gelände zu bieten“. Diese Reise führt zu Bildern wie einem erstmals zu sehenden Werk von Arnulf Rainer bis zu einer Fotoserie über die Entstehung des Museums oder historischen Aufnahmen, die die Arbeit im Rupertinum zeigen. Die Ausstellung wirft dabei auch Fragen des musealen Sammelns und Ausstellens auf. „Kunstausstellungen sind immer auch ein Spiegel ihrer Zeit“, sagt Sadowsky. Vor diesem Hintergrund würden die vier Säulen „Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln“neu befragt werden.
In den Tiefen des Depots fanden sich nicht bloß Schätze, sondern auch Lücken. In der Sammlung lassen sich alle wichtigen Entwicklungslinien der österreichischen Kunst bis zur Gegenwart nachvollziehen. „Internationale und weibliche Positionen“seien allerdings „unterrepräsentiert“, wie Kuratorin Christina Penetsdorfer bemerkt.
Ausstellung: „Die Spitze des Eisberges“, bis zum 13. April 2020. Museum der Moderne Salzburg.