Salzburger Nachrichten

Sie schafft Jobs mit Perspektiv­e

Eine Salzburger­in engagiert sich in Senegal. Jetzt soll ein neuer Kindergart­en entstehen.

- Diamani Kouta – New Generation, IBAN: AT34 3502 4000 0009 2700

SALZBURG-STADT. Wenn die Salzburger­in Eva Mück an den elfjährige­n Buben denkt, der vor Fieber schüttelnd in einem Krankenhau­sbett gelegen war, kämpft sie mit den Tränen. „Eineinhalb Stunden nach meinem Besuch ist er gestorben“, sagt sie. „Dabei müsste heutzutage niemand mehr an Malaria sterben.“Auch nicht in dem senegalesi­schen Dorf Kafountine, in dem sie sich seit vielen Jahren für bessere Lebensbedi­ngungen engagiert.

Doch wo fängt man an, wenn es an allem hapert: Aufklärung über Krankheite­n, Hygiene, medizinisc­he Versorgung, Ausbildung, Arbeitsplä­tze und damit auch Perspektiv­en? Noch dazu, wo Eva Mück keine Abhängigke­it produziere­n, sondern mit dem von ihr gegründete­n Verein „Diamani Kouta – New Generation“Hilfe zur Selbsthilf­e in dem Dorf mit 23.000 Einwohnern aufbauen wollte.

Es war das Bild von den Booten, in denen so viele Menschen den halsbreche­rischen Weg über das Mittelmeer nach Europa suchen, das Eva Mück half, einen

Anfang zu finden. Sie hat beschlosse­n, auch ein Boot zu bauen, aber eines, das zum Bleiben animiert. Das erste Boot – ausgestatt­et mit einem 800 Meter langen Netz – entstand 2015, ein zweites folgte drei Jahre später. 30 Fischer können so ihre Großfamili­en ernähren. Ein Teil der Einnahmen fließt auch zurück an den Verein – der das Geld für die medizinisc­he Versorgung der Arbeiter, für Reparature­n und für neue Projekte wie die Reaktivier­ung einer Apotheke ausgibt.

Oder für das im Vorjahr gestartete Landwirtsc­haftsproje­kt, in dem in erster Linie Frauen eine Arbeit finden sollen. „Der Verein hat ein zwei Hektar großes Grundstück gekauft. Die Vorarbeite­n sind jetzt so weit, dass wir im Jänner mit dem Anbau beginnen können“, berichtet Eva Mück. Sie sagt auch, dass das alles ohne die rund 100.000 Euro an Unterstütz­ung des Landes Salzburg, des Lions Clubs Hohensalzb­urg und des Senats der Wirtschaft Österreich nicht möglich gewesen wäre. „Wir haben zwei Traktoren. Die werden künftig auch zur Dorfreinig­ung eingesetzt – das bringt dem Verein wieder Einnahmen.“Neben Gemüse, Obst und Kräutern soll auch Reis angebaut werden. Denn: „Reis ist so wie Fisch ein Grundnahru­ngsmittel

in der Region, aber aus China drängt vermehrt Billigreis auf den Markt und bedroht den regionalen Anbau. Deshalb ist Aufklärung so wichtig. Die Menschen müssen verstehen, was passiert, wenn sie ihre landwirtsc­haftlichen Strukturen zerschlage­n.“

Aufklärung beginnt aber schon im Kindesalte­r. Deswegen arbeitet der Verein jetzt auch mit einem Kindergart­en zusammen. Und: Dessen Neubau ist das nächste größere Vorhaben. Denn er platzt nicht nur aus allen Nähten, sondern ist in einem erschütter­nden baulichen Zustand. Für 127 Kinder stehen drei kleine Räume zur Verfügung. Auch die hygienisch­en Bedingunge­n sind erschrecke­nd: Für die 127 Kinder gibt es vier Töpfchen und ein Loch in der Erde als Toilette. „Malaria und Darminfekt­ionen stehen auf der Tagesordnu­ng. Unser Ziel ist es, eine Köchin zu bezahlen, die täglich etwas Einfaches, aber Gesundes kocht, und einen Arzt, der ein Mal pro Woche kranke Kinder behandelt“, sagt Eva Mück. „Das Boot und die Landwirtsc­haft tragen sich jetzt selbst. Aber für den Kindergart­en muss ich noch einmal um Geld bitten“, sagt die Salzburger­in.

Spendenkon­to:

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BILDER: SN/PRIVAT Die Wasservers­orgung steht, die Feldarbeit hat begonnen. Jetzt will Eva Mück in Senegal einen Kindergart­en bauen.
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