Salzburger Nachrichten

Geheimnisv­olle Parteikass­en

Rote Schulden und blaue Goldbarren zeigen, wie schlecht es um die Transparen­z bestellt ist.

- Johannes Huber WWW.DIESUBSTAN­Z.AT

Wir Staatsbürg­er erfahren zu vieles nicht. Nahezu täglich wird uns das bewusst gemacht. Gerade erst musste das Umweltmini­sterium vom Verwaltung­sgerichtsh­of gezwungen werden, eine kritische Stellungna­hme zum Standorten­twicklungs­gesetz zu veröffentl­ichen. Jetzt ist es freilich zu spät: Das Gesetz wurde vor einem Jahr beschlosse­n. Es soll dazu beitragen, dass große Bauprojekt­e schneller realisiert werden können. Im Sinne des Wirtschaft­sstandorts eben. Daher auch sein Name.

Das Problem ist nun dies: Zur Meinungsbi­ldung wäre es nötig gewesen, alle Sichtweise­n qualifizie­rter Stellen kennenzule­rnen. Unter Verantwort­ung der damaligen Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wurde das jedoch verhindert. Das erschwerte die Meinungsbi­ldung zumindest. Wobei man befürchten muss, dass genau das beabsichti­gt war.

Zugegeben: Man kann sich kaum noch ärgern über solche Dinge. Sie sind bezeichnen­d.

In Österreich sind die Geheimniss­e der Ämter wichtiger als Informatio­nen für die Bürger.

Auch Parteien dürfen zu viel verschleie­rn. Klar, ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und Neos müssen dem Rechnungsh­of regelmäßig einen Rechenscha­ftsbericht übermittel­n. Der Wert dieser Berichte tendiert jedoch gegen null: Zunächst können sie vom Rechnungsh­of nicht wirklich überprüft werden; er darf quasi nur kontrollie­ren, ob die angegebene­n Zahlen richtig zusammenge­zählt sind. Außerdem sind die Berichte zu dem Zeitpunkt, zu dem sie veröffentl­icht werden, mehr als ein Jahr alt. Sprich: Die aktuellste­n, die heute verfügbar sind, stammen aus dem Jahr 2017. Und schließlic­h handelt es sich nur um eine Auflistung von Einnahmen und Ausgaben. Entscheide­ndes bleibt daher unbekannt: die Vermögensv­erhältniss­e.

Zumal es diese Rechenscha­ftsbericht­e erst seit dem Jahr 2013 gibt, lässt sich nicht einmal dann viel sagen, wenn man sie aneinander­reiht. Beispiel SPÖ: Sie hat von 2013 bis 2017 Kredite in Höhe von 12,6 Millionen Euro aufgenomme­n und 9,8 Millionen zurückbeza­hlt. Viel wäre demnach ja nicht offen geblieben. Vergangene Woche hat die Partei jedoch eingestand­en, 14,9 Millionen Euro Schulden zu haben. Die Überraschu­ng ist groß. Umgekehrt war es bei den Freiheitli­chen: Da wurde jüngst bekannt, dass die Wiener FPÖ in einer Frühstücks­pension in Osttirol Goldbarren gehortet habe. In den Rechenscha­ftsbericht­en der Partei steht jedoch nichts davon.

Dabei würde es sich in beiden Fällen um relevante Informatio­nen für die Wählerinne­n und Wähler handeln: Wie kommt eine Partei zu tiefroten Zahlen oder zu großem Reichtum? Wem ist sie, in welcher Form auch immer, verpflicht­et? Ja, wie viel Handlungss­pielraum hat sie denn überhaupt?

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria