Nationalbank sieht keine Immobilienblase
Währungshüter warnen die Banken vor einer lockeren Kreditvergabe.
Zumindest in dieser Hinsicht haben die anhaltend tiefen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) ihren Zweck erfüllt: Die Vergabe von Krediten an Unternehmen und an Private nimmt seit Jahren kräftig zu. Parallel ist die Verschuldung gestiegen. Österreichs Unternehmen sind mit rund 400 Prozent, private Haushalte mit 89 Prozent ihres Einkommens verschuldet – wobei die Finanzierung von Wohnraum der Haupttreiber bei der privaten Kreditvergabe war. Das klingt viel, die Zahlen waren zuletzt aber rückläufig und liegen unter dem Durchschnitt der Eurozone, zeigt der aktuelle Bericht über die finanzielle Stabilität („Financial Stability Report“) Österreichs, den die Oesterreichische Nationalbank zwei Mal jährlich präsentiert. Vor diesem Hintergrund warnt die OeNB vor der Lockerung der Vergabestandards bei Krediten. Diese seien von wesentlicher Bedeutung für die Finanzmarktstabilität und blieben im Fokus der Aufmerksamkeit, sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann am Montag.
Im Visier haben die Währungshüter auch die Entwicklung der Immobilienpreise. Diese haben eine rasante Entwicklung hingelegt. Im österreichweiten Durchschnitt liegen die Preise für Wohnimmobilien heute um gut 80 Prozent über dem Wert von 2008, in Wien haben sie sich seit damals im Durchschnitt sogar verdoppelt. „Das ist etwas, was wir uns genau anschauen“, sagt
OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber. Die Bewertung der Immobilien sei hoch. „Wir sehen aber keine Blase und schon gar nicht das Risiko eines Platzens“, sagt Haber.
Weniger Anlass zu akuter Sorge bietet die Situation der heimischen Banken. Dank ihrer Aktivitäten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa liegt die Profitabilität der Institute deutlich über dem EU-Schnitt, wenn auch die operative Effizienz zu wünschen übrig lässt. Im ersten
Halbjahr lag die operative Ertragsmarge der Banken bei 3,8 Prozent, wobei die sehr geringen Risikokosten eine schwächere Ertragskraft überkompensieren konnten. Ein Kostenfaktor sei die vergleichsweise hohe Dichte an Bankfilialen.
Anfang 2020 will die EZB ihre Geldpolitik neu überdenken. Auf dem Prüfstand steht das vorrangige Ziel, die Inflation in der Eurozone mittelfristig unter, aber nahe bei zwei Prozent zu halten. Ob die neue EZB-Chefin Christine Lagarde auch weitere diskutierte Themen – wie das Instrument der kürzlich wieder aufgenommenen Anleihenkäufe oder die Entscheidungsfindung im EZB-Rat – zur Diskussion stellen wird, steht laut Gouverneur Robert Holzmann noch nicht fest.