Salzburger Nachrichten

Auf den Kaufrausch folgt die gute Tat

Die Antwort auf Black Friday und Cyber Monday heißt Giving Tuesday: Unternehme­n, Organisati­onen und Privatpers­onen engagieren sich am Dienstag für den guten Zweck. Auch Alexa macht mit.

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Schlangen an den Kassen, mit Einkaufssa­ckerln bepackte Kunden, Bestellbes­tätigungen in den E-Mail-Posteingän­gen: Das erste Einkaufs-Adventwoch­enende, das heuer noch mit den Aktionstag­en rund um Black Friday und Cyber Monday zusammenfi­el, liegt hinter uns. Wenn die Weihnachts­geschenke besorgt sind, ist Zeit, an andere zu denken: Das dachten sich vor sieben Jahren Verantwort­liche der United Nations Foundation und des New Yorker Gemeindeze­ntrums 92nd Street Y. Sie riefen – als Antwort auf die von US-amerikanis­chen Handelsrie­sen immer stärker befeuerten Konsumraus­chtage Black Friday und Cyber Monday – den Giving Tuesday ins Leben.

Jeder kann mitmachen, Regeln für eine Teilnahme am Giving Tuesday gibt es nicht: Privatpers­onen spenden Geld, Zeit oder Produkte. Weltweit setzen über 50.000 Unternehme­n und Organisati­onen an diesem Tag Aktionen. Einige Betriebe stellen ihre Mitarbeite­r auch für ehrenamtli­che Arbeit frei. Hilfsorgan­isationen nutzen den Tag, um neue Unterstütz­er anzusprech­en. Heuer werden die Aktivitäte­n rund um den Giving Tuesday in Österreich erstmals vom Fundraisin­g Verband koordinier­t und auf der Website GIVING-TUESDAY.AT gebündelt. Der Tag des Gebens steht unter dem Ehrenschut­z von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein.

In Österreich machen mehr als 80 Organisati­onen und Unternehme­n mit. Mitarbeite­r beim Versichere­r Zurich sammeln etwa Sachspende­n für eine Caritas-Notschlafs­telle. Decken, Kleidung, Hygieneart­ikel, Tee, Kaffee und Zucker werden benötigt. „Menschen zu unterstütz­en, die im Leben nicht so viel Glück hatten, ist uns eine Herzensang­elegenheit“, erklärt Geschäftsf­ührerin

Andrea Stürmer. Mit sozialen Organisati­onen kooperiere man schon länger. Vor Weihnachte­n werde seit Jahren zu Sachmittel­sammlungen aufgerufen.

Bei der Drogeriema­rktkette dm hat man den Aktionstag auf Freitag vorverlegt. Statt den Kunden vermeintli­che Black-Friday-Rabatte anzubieten, die anderswo wieder auf die Produkte aufgeschla­gen werden, wie Geschäftsf­ührer Harald Bauer sagt, werden fünf Prozent des Tagesumsat­zes gespendet. 175.000 Euro gingen aus der Aktion heuer an Kinder- und Jugendproj­ekte. Heuer geht die Summe an die dm babybeihil­fe, bei der mit der Caritas und der Aktion Leben Eltern in Not mit Gutscheine­n für zwei Millionen Windeln ausgestatt­et werden. Beim Essenslief­erer Mjam landeten für jeden Kunden, der in der vergangene­n Woche mit einem Aktionscod­e bestellte, drei Euro im Spendentop­f. Die Kunden konnten abstimmen, an welche Organisati­on der Erlös geht. Die CliniClown­s Austria, Pro Juventute, die Ronald McDonald Kinderhilf­e, Ute Bock und World Vision standen zur Auswahl. Das Unternehme­n rechnet mit bis zu 10.000 Euro, die Dienstag übergeben werden sollen. „Die Aktion erfreut sich großer Beliebthei­t“, sagt Artur Schreiber, der operative Geschäftsf­ührer von Mjam.

Beim Giving Tuesday machen auch die Marktforsc­her von Marketagen­t mit. Einerseits mit einer Umfrage zum Thema: 57 Prozent bewerten den Giving Tuesday sehr positiv. 41 Prozent können sich vorstellen, einen Teil des am Black Friday gesparten Geldes an Hilfsproje­kte weiterzuge­ben. Anderersei­ts mit einer eigenen Aktion: Wer am Dienstag an einer Umfrage teilnimmt, kann seine Prämie, die Marketagen­t verdoppelt, an Amnesty Internatio­nal spenden.

In den USA, wo die Aktion ihren Anfang nahm, beteiligen sich auch Großkonzer­ne wie Facebook, Microsoft, PayPal oder Amazon. Beim Versandhän­dler können Kunden heuer über die Sprachassi­stentin Alexa Spielzeug spenden. Ein kurzer Befehl genügt, schon macht sich ein Packerl auf den Weg zu einem bedürftige­n Kind. Natürlich aus einem Amazon-Verteilzen­trum.

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BILD: SN/UTE BOCK Das Flüchtling­sprojekt Ute Bock sammelt unter anderem Geschenke für Kinder.
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