Wankelmütige Salzburger wachsen mit der Aufgabe
Fußballmeister Red Bull Salzburg hat zum zweiten Mal in Folge in der Bundesliga Punkte liegen gelassen. Offenbar brauchen die Bullen große Spiele für große Leistungen.
SALZBURG. 2537 Zuschauer in der BSFZ-Arena sahen am Sonntag wahrlich keinen Fußball-Leckerbissen. Red Bull Salzburg mühte sich gegen die Admira zu einem 1:1-Unentschieden. Technisch betrachtet ein Erfolg, denn durch die 0:4-Pleite des LASK gegen Rapid bauten die Bullen ihren Vorsprung an der Bundesliga-Tabellenspitze sogar aus. Aus sportlicher Sicht war der Auftritt der Salzburger bei frostigen Temperaturen in der Südstadt jedoch die klare Antithese zum 4:1-Auswärtssieg vergangene Woche in der Champions League gegen Belgiens Meister Genk.
Gegen die tief stehende Admira kam das Team von Trainer Jesse Marsch kaum in Umschaltsituationen, die das Spiel der Bullen für gewöhnlich schnell machen. Aber es fehlte nicht nur das Tempo, sondern auch die Energie, die Wucht und das Pressing, mit denen Red
Bull Salzburg die Gegner oft handlungsunfähig macht. Sogar Marsch musste nach dem Schlusspfiff eingestehen: „Das war ein sehr komisches Spiel von uns.“
Offenbar brauchen die Bullen große Spiele, um große Leistungen abrufen zu können. Je schwieriger die Herausforderung ist, umso leichter scheint es für Salzburg zu sein: wie zum Beispiel beim Champions-League-Debüt gegen Genk. Erling Haaland und Co. schossen die Belgier mit 6:2 aus dem Stadion. Titelverteidiger Liverpool brachten die Bullen beim 3:4 an der Anfield Road mit einer furiosen Aufholjagd ins Wanken. Napoli trotzte man auswärts ein 1:1 ab und als es am vergangenen Mittwoch darum ging, ein Entscheidungsspiel am sechsten und letzten Spieltag der Gruppenphase zu erzwingen, legten die Salzburger beim 4:1 in Genk eine Galavorstellung ab.
Damit hat Österreichs Meister sein „Jahrhundertspiel“fixiert. Am 10. Dezember (18.55 Uhr) gastiert Liverpool in der Red-Bull-Arena. Gewinnt Salzburg, würde der Club ins Achtelfinale der Fußball-Königsklasse einziehen. „Diese Mannschaft braucht diese großen Spiele. Diese Erfahrung ist so wichtig für die Entwicklung des Talents in diesem Kader. Wir haben diesen Hunger, das ist ein großer Teil von uns“, betonte Trainer Marsch.
Bereits in der Ära von seinem Vorgänger Marco Rose gab es denkwürdige Fußballabende, etwa gegen RB Leipzig (3:2/auswärts und 1:0/heim), gegen Borussia Dortmund im Signal-Iduna-Park (2:1) oder gegen Lazio Rom, als Red Bull Salzburg nach einer 2:4-Auswärtsniederlage dank eines wundersamen 4:1-Heimsiegs doch noch ins Halbfinale der Europa League aufgestiegen ist. Fast schon in Vergessenheit geraten: Salzburg hat in der Red-Bull-Arena auch schon große Spiele gegen namhafte Gegner wie Paris St. Germain (2:0), Juventus Turin (1:1), Villarreal (2:0) oder in den Testmatches gegen Bayern (3:0) und Arsenal (1:0) abgeliefert.
In der Vorbereitung auf das wahrscheinlich größte Spiel in der bisherigen Vereinsgeschichte hilft der Blick zurück auf diese Erfolge genauso wie die Analyse des energielosen Auftritts gegen die Admira. „Wir haben eine junge Mannschaft. Sie kann Fehler machen, aber wichtig ist, dass wir eine Entwicklung hinlegen. Wir haben diese Saison in jeder Situation so viel gelernt und das gibt uns ein super Gefühl für die große Aufgabe gegen Liverpool“, erklärte Trainer Marsch.