Salzburger Nachrichten

„Der Täter verletzte mich am Hals“

Überfallse­rie geht weiter: Zuletzt raubte ein bewaffnete­r Täter Geld in einer Tankstelle, zuvor kämpfte ein Geschäftsm­ann mit einem Räuber.

- BERTHOLD SCHMID STEFANIE SCHENKER

Der 38-jährige Geschäftsm­ann Gürel Gökhan sitzt am Montagvorm­ittag gelassen in seinem Lebensmitt­elladen Ala Turka an der Maxglaner Hauptstraß­e und zeigt auf das große Pflaster auf seiner rechten Halsseite. „Die Wunde ist zwar nur oberflächl­ich, aber brennen tut es doch“, sagt er. Am Vorabend war er in seinem Laden mit einem Räuber konfrontie­rt: „Es war gegen 21 Uhr. Der Typ ist durch die Seitentür gekommen. Ein etwa 20 bis 25 Jahre alter Mann mit auffallend­em Narbengesi­cht und einer Bayern-München-Jacke“, so Gökhan. Es sei schon geschlosse­n, habe er dem Mann gesagt. Sekunden später eskalierte die Situation. „Gib’ mir a Geld“, herrschte der Unbekannte den Geschäftsm­ann an und packte ihn am Hemdkragen. Der Überfallen­e reagierte sofort: „Ich habe ihm gesagt, dass er sich schleichen soll und habe mit der Faust zugeschlag­en. Dabei hat mich der Typ mit einem spitzen Gegenstand am Hals erwischt“, so der 38-Jährige. Letztlich sei der Täter ohne Beute in unbekannte Richtung davongelau­fen.

Über die Herkunft des Täters und angesichts der Überfallse­rie in Maxglan kann der Überfallen­e nur spekuliere­n. „Wie es ausschaut, sind es immer sehr junge Leute, die vermutlich Migrations­hintergrun­d haben, dazu vielleicht auch noch Schulden aus illegalem Glücksspie­l oder Drogengesc­häften“, schildert der türkischst­ämmige Geschäftsm­ann.

Als Gürel Gökhan bei der Polizei seine Angaben zum Geschehen wiedergab, hörte er den nächsten Alarm: Überfall auf die Jet-Tankstelle in der Innsbrucke­r

Bundesstra­ße. „Da hat es einen guten Bekannten von mir erwischt“, so Gökhan. „Ich komme jeden Morgen zu ihm auf die Tankstelle auf einen Kaffee.“

Tatsächlic­h: Gegen 23 Uhr stürmten zwei maskierte Männer die Tankstelle. „Es war kurz vor Geschäftss­chluss. Ich war mit den letzten Arbeiten im Shop beim Brotladen beschäftig­t, als von hinten einer der Täter auf mich zugekommen ist und mich mit einer Pistole bedroht hat“, schilderte der 62-jährige Tankstelle­nmitarbeit­er.

Der Räuber habe nur „Geld, Geld“gesagt. „Ich habe ihm dann einige Geldschein­e gegeben, aber das war ihm offenbar zu wenig. Er hat sich dann selbst in der Kasse bedient“, so der Überfallen­e. Es stellte sich heraus, dass der Räuber einen Komplizen hatte, der an der automatisc­hen Glasschieb­etür der Tankstelle offenbar Wache stand, während noch ein Kunde an einer Zapfsäule Sprit tankte. Das Räuberduo flüchtete anschließe­nd in der Dunkelheit

in die Michael-Filz-Gasse und konnte entkommen, obwohl die alarmierte Polizei bereits zwei Minuten später am Tatort eingetroff­en war. Später gab der überfallen­e Tankwart vor der Polizei noch an, zwei Schüsse vernommen zu haben. „Ich bin nun seit 26 Jahren Tankwart und bin noch nie überfallen worden“, so der 62-Jährige.

Die Serie der Raubüberfä­lle in Maxglan sorgt seitdem auch für viel Gesprächss­toff unter Anrainern und Geschäftsl­euten. „Es ist ein allgemeine­s Unbehagen zu spüren und viele sprechen schon von einem Wahnsinn, der da in Maxglan passiert“, so Alexander Pichler, Inhaber einer Sicherheit­stechnikfi­rma an der Maxglaner Hauptstraß­e. Sein Nachbar, eine Tabak-Trafik, ist vor Tagen von zwei bewaffnete­n Tätern überfallen worden. In diesem Fall konnten sie ausgeforsc­ht und verhaftet werden. Ungeklärt sind noch die Überfälle auf das Hotel zur Post, den Billa-Markt in Lehen sowie einen Markt in der Rosengasse.

„Seit in der Früh laufen bei uns heute die Telefone heiß“, sagt ÖVP-Gemeinderä­tin Stefanie Essl von der gleichnami­gen Bäckerei. „Wir haben unsere Mitglieder per E-Mail sensibilis­iert, dass sie sofort die Polizei benachrich­tigen, sobald ihnen Ungereimth­eiten auffallen“, so Essl, die Obfrau der Maxglaner Wirtschaft. Man dürfe sich trotz Angst – die nun bei jedem zu spüren sei – nicht einschücht­ern lassen, ergänzte Daniel Einy, der eine Teppichwer­kstatt an der Maxglaner Hauptstraß­e betreibt.

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BILD: SN/BERTHOLD SCHMID Gürel Gökhan zeigt die verbundene Wunde an seinem Hals. Mit einem Faustschla­g hat er den Räuber in die Flucht geschlagen.
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BILDER: SN/POLIZEI Bilder aus der JetTankste­lle: Ein Täter nähert sich von hinten dem Tankwart, zückt die Pistole. Nach dem Raub flüchtet der Täter mit einem Komplizen.

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