Greift der Männerhass um sich?
Seit einigen Wochen keimt der Hashtag #MenAreTrash wieder auf. Das führt in die falsche Richtung. Und kommt manchen gelegen.
Männern schlägt immer öfter blanker Hass entgegen. Von Frauen. Diese These war einem Kollegen zu Ohren gekommen. Werden wir Frauen aggressiver? Grundlos angriffig?
Bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft sind solche Fälle nicht dokumentiert. Bei der Männerberatungsstelle? Fehlanzeige. Eine eklatante Zunahme an Misandrie-Fällen (also krankhaftem Hass von Frauen gegen Männer) sei dort nicht bekannt. Bei einer Kurzumfrage unter Freunden und Kollegen zeigte sich ein anderes Bild: Einige bejahten ohne Zögern die Hypothese, dass Frauen eindeutig angriffslustiger geworden seien.
Schaut man sich im Internet um, so zeigt sich tatsächlich: Der Hashtag #MenAreTrash (zu Deutsch: „Männer sind Abfall“) poppt seit einiger Zeit wieder auf. „Weil alle Männer frauenfeindlich sind“, schreibt eine. „Wie viele Weltkriege wir ohne Männer verhindert hätten!“, eine andere. Manche verwenden den
Hashtag sogar als Antwort auf jüngste Anschläge wie den in London, bei dem ein Mann zwei Menschen erstach. Aus dem Affekt werden Beleidigungen hingeworfen. Ein solches Verhalten wütender Frauen im Netz ist nicht klug. Und kontraproduktiv.
Bewusste Provokationen schaden dem Vorhaben, Gleichberechtigung voranzubringen, mehr, als dass es etwas bringt. Männer pauschal als Abfall zu bezeichnen ist völliger Unsinn und wirkt wie Wasser auf die Mühlen jener, die Feminismus verurteilen und lautstark vor Genderwahn als Bedrohung warnen.
Allerdings: Wut und Zorn von Frauen werden häufig besonders stark wahrgenommen. Laut einer Studie der University of California werden Männer und Frauen gleich oft wütend. Mit dem Unterschied, dass sich Frauen hinterher häufiger dafür schämen. Und die kleine, feine Nuance: Wütende Frauen wirken destruktiv und hysterisch, wütende Männer werden als stark empfunden. Das hinterlässt natürlich mächtig Eindruck. Auch, was das Empfinden der Misandrie betrifft.
Beim Thema Männerhass muss man sich außerdem die Ausgangslage ein wenig genauer ansehen: Wenn eine Gesellschaft seit ihrem Bestehen zum Nachteil des weiblichen Geschlechts eingerichtet ist, wird vieles, was in Richtung Gleichberechtigung getan wird, sofort als Männerhass etikettiert: Eine Frauenquote einführen? Man will Männern nur Steine in den Weg legen! Ein Frauenvolksbegehren für höhere Pensionen? Eine Frechheit!
Genau hier liegt das Problem. Nur weil Frauen lange Zeit nicht den Mund aufgemacht haben, wird manches jetzt als Hammerschlag empfunden und sofort als „Männerhass“abgestempelt. Misandrie wird hier als Vorwand gegen Veränderung ins Spiel gebracht.
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