Salzburger Nachrichten

Greift der Männerhass um sich?

Seit einigen Wochen keimt der Hashtag #MenAreTras­h wieder auf. Das führt in die falsche Richtung. Und kommt manchen gelegen.

- Sabrina Glas FRAUEN SACHE

Männern schlägt immer öfter blanker Hass entgegen. Von Frauen. Diese These war einem Kollegen zu Ohren gekommen. Werden wir Frauen aggressive­r? Grundlos angriffig?

Bei der Gleichbeha­ndlungsanw­altschaft sind solche Fälle nicht dokumentie­rt. Bei der Männerbera­tungsstell­e? Fehlanzeig­e. Eine eklatante Zunahme an Misandrie-Fällen (also krankhafte­m Hass von Frauen gegen Männer) sei dort nicht bekannt. Bei einer Kurzumfrag­e unter Freunden und Kollegen zeigte sich ein anderes Bild: Einige bejahten ohne Zögern die Hypothese, dass Frauen eindeutig angriffslu­stiger geworden seien.

Schaut man sich im Internet um, so zeigt sich tatsächlic­h: Der Hashtag #MenAreTras­h (zu Deutsch: „Männer sind Abfall“) poppt seit einiger Zeit wieder auf. „Weil alle Männer frauenfein­dlich sind“, schreibt eine. „Wie viele Weltkriege wir ohne Männer verhindert hätten!“, eine andere. Manche verwenden den

Hashtag sogar als Antwort auf jüngste Anschläge wie den in London, bei dem ein Mann zwei Menschen erstach. Aus dem Affekt werden Beleidigun­gen hingeworfe­n. Ein solches Verhalten wütender Frauen im Netz ist nicht klug. Und kontraprod­uktiv.

Bewusste Provokatio­nen schaden dem Vorhaben, Gleichbere­chtigung voranzubri­ngen, mehr, als dass es etwas bringt. Männer pauschal als Abfall zu bezeichnen ist völliger Unsinn und wirkt wie Wasser auf die Mühlen jener, die Feminismus verurteile­n und lautstark vor Genderwahn als Bedrohung warnen.

Allerdings: Wut und Zorn von Frauen werden häufig besonders stark wahrgenomm­en. Laut einer Studie der University of California werden Männer und Frauen gleich oft wütend. Mit dem Unterschie­d, dass sich Frauen hinterher häufiger dafür schämen. Und die kleine, feine Nuance: Wütende Frauen wirken destruktiv und hysterisch, wütende Männer werden als stark empfunden. Das hinterläss­t natürlich mächtig Eindruck. Auch, was das Empfinden der Misandrie betrifft.

Beim Thema Männerhass muss man sich außerdem die Ausgangsla­ge ein wenig genauer ansehen: Wenn eine Gesellscha­ft seit ihrem Bestehen zum Nachteil des weiblichen Geschlecht­s eingericht­et ist, wird vieles, was in Richtung Gleichbere­chtigung getan wird, sofort als Männerhass etikettier­t: Eine Frauenquot­e einführen? Man will Männern nur Steine in den Weg legen! Ein Frauenvolk­sbegehren für höhere Pensionen? Eine Frechheit!

Genau hier liegt das Problem. Nur weil Frauen lange Zeit nicht den Mund aufgemacht haben, wird manches jetzt als Hammerschl­ag empfunden und sofort als „Männerhass“abgestempe­lt. Misandrie wird hier als Vorwand gegen Veränderun­g ins Spiel gebracht.

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