Salzburger Nachrichten

Nobelpreis­trägerin: „Die Welt wird aus Worten gemacht“

- SN, dpa

Die Literaturn­obelpreist­rägerin für das Jahr 2018, Olga Tokarczuk, hat in ihrer Vorlesung am Samstag einen Fokus auf die Schnellleb­igkeit der heutigen Welt gelegt. Die Welt sei ein Stoff, den die Menschheit täglich auf den großen Webstühlen von Informatio­nen, Diskussion­en, Filmen, Büchern, Gerede und kleinen Anekdoten webe, sagte die polnische Autorin in der Akademie. „Dank des Internets kann fast jeder an diesem Prozess teilnehmen, mit Verantwort­ung oder ohne, mit Liebe oder hasserfüll­t.“In diesem Sinn werde die Welt aus Worten gemacht.

Fiktion habe das Vertrauen der Leser verloren, weil Lügen und Fake News zu einer Massenvern­ichtungswa­ffe geworden seien. Gier und mangelndes Verantwort­ungsgefühl hätten aus der Welt ein Objekt gemacht, das zerstört werden könne. „Das ist es, warum ich glaube, dass ich Geschichte­n erzählen muss, als wäre die Welt eine lebende, einzelne Einheit, die sich konstant vor unseren Augen formt, und als ob wir ein kleiner und zugleich mächtiger Teil davon sind.“

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