Ein juristischer Job-Hopper kehrt zurück in seine Heimat
Gerald Kronberger (44) hat schon einige berufliche Stationen absolviert. Der Wirtssohn wechselte aus der Gastronomie bald zur Juristerei. Demnächst wird er neuer Bezirkshauptmann in Braunau.
Die vergangenen Tage waren sehr turbulent für Gerald Kronberger, den bisherigen Amtsleiter von Neumarkt am Wallersee. Aber am Samstag gab es eine kleine familiäre Feier. Denn seit Dienstag steht fest: Der 44 Jahre alte Familienvater wird ab Februar 2020 neuer Bezirkshauptmann von Braunau. Er hat sich im Auswahlverfahren gegen drei interne Bewerber aus dem oberösterreichischen Landesdienst und einen weiteren externen Kandidaten durchgesetzt. Die Begutachtungskommission hat ihn einstimmig empfohlen.
Kronberger, nach eigenen Worten der „Nachzügler“aus einer alteingesessenen Wirtsfamilie aus Schalchen und Jurist im zweiten Bildungsweg, legt Wert darauf, dass er aus Neumarkt schweren Herzens weggeht. Aber die Chance, dass er in seinem Heimatbezirk den höchstrangigen Verwaltungsposten bekleiden kann, habe er sich nicht entgehen lassen können. Er habe den Neumarkter Bürgermeister Adi Rieger (ÖVP) auch gleich über die Bewerbung informiert, und der habe natürlich wenig Freude gehabt, aber Verständnis gezeigt. Dafür danke er ihm sehr. Kronberger: „Für mich schließt sich der Kreis. Ich bin ein Verwaltungsmensch und der Kontakt mit Leuten ist mir wichtig. Das in meinem Heimatbezirk verbinden zu können ist schon eine reizvolle Aufgabe.“
In Braunau war der künftige Bezirkshauptmann des Oberen Innviertels schon als Schüler, und zwar als erster Bursch in der damaligen HLW, einer dreijährigen Hauswirtschaftsschule. Der Abschluss war 1992. Dann machte Kronberger eine Lehre in der Gastronomie im Goldenen Hirschen in Salzburg, wo damals Johannes Walderdorff das Regiment führte. Weiter ging es in mehreren Saisonen, unter anderem in so renommierten Häusern wie dem Pichlmayrgut in Schladming und im Seehof in Goldegg. Er war sowohl in der Küche als auch im Service, „zum Schluss eher mehr im Service“, denn da gebe es mehr Kontakt zu den Gästen und auch mehr Trinkgeld. Dafür sei man als Koch früher zu Hause, erzählt
Kronberger. „In der Gastro alt werden, das ist schwierig“, sagt er. Als Junger könne man sich die Welt ruhig anschauen, aber mit Familiengründung sei es schwieriger.
Das harte Gastro-Geschäft hat Gerald Kronberger im Gasthof der Familie in der Ortschaft Furth mitbekommen. Er hat zwei Brüder. Einer führt schon lange das Gasthaus, Schwester Anneliese leitet das Modehaus Gypser in Mattighofen.
Eine andere Familientradition führt Gerald Kronberger aber weiter: Er ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Furth, „quasi schon von Geburt an“, wie er sagt. Denn dort waren schon sein 2006 verstorbener Vater und sein Großvater Kommandanten. Gerald Kronberger hat neben Studium und Arbeit auch viele Ausbildungen der Florianis absolviert und war immerhin stellvertretender Kommandant in Furth. Außerdem ist er Mitglied des Privilegierten Uniformierten Bürgerkorps Mattighofen. Diese Schützenkompanie feiert nächstes Jahr ihr 400-Jahr-Jubiläum.
Wie also kam Kronberger zur Juristerei? Die Entscheidung fiel, als er 1998 die Studienberechtigungsprüfung an der Universität Salzburg ablegte. Er war dann Werkstudent, arbeitete nebenbei in der Gastronomie. Nach dem Gerichtsjahr („Am Bezirksgericht Mattighofen habe ich mehr gelernt als in Salzburg“) wurde er Notariatsanwärter, doch die Wartezeit auf ein eigenes Notariat hätte Jahrzehnte betragen. „Da kann man sich nicht richtig sesshaft machen“, so Kronberger.
Sesshaft wurde er dann mit seiner Frau, die aus Saalbach stammt und die er dort beim Skifahren kennenlernte, in Lochen. Das Paar hat zwei Töchter, Viktoria (10) und Valentina (6). Einige Jahre arbeitete Kronberger dann im Magistrat Salzburg in der Finanzabteilung, ehe er durch die Flüchtlingskrise zu einem neuen Job in Linz kam. Die Außenstelle des Bundesverwaltungsgerichts brauchte Verstärkung, Kronberger wurde Richter. „Das war zeitweise hart, teilweise bin ich um 5 Uhr früh mit dem ersten Zug von Straßwalchen nach Linz gefahren.“Er habe „stapelweise Akten aus den Jahren 2012 und 2013 gehabt, die es abzubauen galt“. Da habe er auch daheim Urteile geschrieben, die Töchter habe er kaum gesehen.
2016 suchte Neumarkt einen neuen Amtsleiter, denn der Bürgermeister kam mit dem bisherigen nicht zurecht. Kronberger übernahm die Funktion und war in einer ähnlichen Situation wie bald wieder. Denn der bisherige Braunauer Bezirkshauptmann Georg Wojak wurde heuer überraschend abgesetzt. So muss Gerald Kronberger wieder versuchen, „Ruhe und Beständigkeit reinzubringen“. Dann kann er sich darauf konzentrieren, was für ihn die Juristerei ausmacht: „Die oft komplizierten Gesetzestexte für die Bürger in einfache, verständliche Worte zu übersetzen.“Darum wird er sich für gut 100.000 Menschen in den 46 Gemeinden seines Heimatbezirks bemühen.