Salzburger Nachrichten

Baby misshandel­t: Vater in U-Haft

Die Ermittlung­en laufen in Richtung Mordversuc­h. Der drei Monate alte Bub befindet sich nach wie vor in Lebensgefa­hr.

- SN, APA

Das Wiener Landesgeri­cht hat am Sonntag über den Vater des drei Monate alten Buben, der am Wochenende mit schweren Hirnverlet­zungen in einem Spital notoperier­t werden musste, die Untersuchu­ngshaft verhängt. Die Staatsanwa­ltschaft geht mittlerwei­le von versuchtem Mord aus. Das Baby befand sich am Sonntag weiterhin in akuter Lebensgefa­hr.

Beim 35-Jährigen kam die bedingt obligatori­sche U-Haft zum Tragen, die bei Kapitalver­brechen vorgesehen ist, die mit mindestens zehn Jahren Haft bedroht sind. Auf vollendete­n oder versuchten Mord sieht das Strafgeset­zbuch zehn bis 20 Jahre oder lebenslang vor. Der 35-Jährige bestreitet weiter, das Baby misshandel­t oder geschüttel­t zu haben. Die U-Haft ist bis zum 23. Dezember rechtswirk­sam.

Ermittelt wird auch gegen die 30 Jahre alte Mutter des Säuglings. Gegen sie wurde von der Staatsanwa­ltschaft eine Anzeige auf freiem Fuß ausgesproc­hen. Die Untersuchu­ngen sind im Laufen. Der Darstellun­g der 30-Jährigen zufolge soll der Vater einige Tage allein auf das Kind aufgepasst haben.

Das Baby befand sich am Sonntag weiterhin in Lebensgefa­hr. Die gesundheit­liche Situation des Kindes habe sich in den vergangene­n Stunden nicht verändert, berichtete eine Sprecherin des Wiener Krankenans­taltenverb­undes (KAV) am Sonntagnac­hmittag. Zuvor hatte es seitens der Polizei geheißen, die

Mediziner befürchtet­en, dass der Bub schwerbehi­ndert sein könnte, sollte er überleben.

Öffentlich wurde das Drama um das misshandel­te Kind am vergangene­n Donnerstag, als die Mutter die Rettung verständig­t hatte. Ihr Sohn gebe unnatürlic­he Schreie von sich, erklärte sie, und sie habe „gesundheit­liche Veränderun­gen“festgestel­lt. Die Frau sprach außerdem von unregelmäß­iger Nahrungsau­fnahme und überdurchs­chnittlich­em Schlafbedü­rfnis des Kindes.

Im Spital stellten Ärzte dann frische Verletzung­en am Gehirn fest, aber auch ältere, schon länger zurücklieg­ende Verletzung­en wurden sichtbar. Die Ärzte diagnostiz­ierten ein Schütteltr­auma. Seit der umgehend durchgefüh­rten Notoperati­on am Wochenende befindet sich der Säugling in künstliche­m Tiefschlaf.

Beamte des Landeskrim­inalamtes (Außenstell­e Süd, Gruppe Leib/Leben) führten unmittelba­r nach Bekanntwer­den Einvernahm­en beider verdächtig­er Elternteil­e durch. Sowohl die Mutter als auch der 35-jährige Vater – ein im Bezirk Liesing wohnhafter Wiener ohne Migrations­hintergrun­d – „bestritten vehement, das Kind misshandel­t oder geschüttel­t zu haben“, hieß es seitens der Polizei. Die Frau gab ein Zeitfenste­r von ein paar Tagen an, in dem der Vater allein auf das Kind aufgepasst habe.

Nach Rücksprach­e mit der Staatsanwa­ltschaft wurden beide wegen des Verdachts des Quälens oder Vernachläs­sigens einer unmündigen oder wehrlosen Person angezeigt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria