Salzburger Nachrichten

Der UNO-Klimagipfe­l blickt nach Brüssel

Die Europäisch­e Union könnte die Führungsro­lle im Kampf gegen die Erderwärmu­ng übernehmen.

- Strick

Nach der ersten Woche der UNO-Klimakonfe­renz in Madrid sind ab Dienstag die Minister am Wort, später vielleicht sogar die Regierungs­chefs.

Das ist ein üblicher Vorgang. Zum Auftakt versuchen die Diplomaten, alles so weit vorzuberei­ten, dass es zu einer Einigung kommen kann. Wo es noch hakt, müssen dann die Politiker entscheide­n – oder sollen es zumindest. Zwar äußerte sich die deutsche Umweltmini­sterin Svenja Schulze optimistis­ch. „Die erste Halbzeit ist erfolgreic­h abgeschlos­sen“, ließ sie ausrichten. Doch von einem Durchbruch ist noch nichts zu sehen. Nach wie vor stecken die Gespräche über die Regeln zur Umsetzung des Pariser Klimaabkom­mens fest. Es geht um den nach 2020 geplanten Emissionsh­andel, der „robust und transparen­t“abgewickel­t werden soll, wie es im Vertrag heißt. Es darf keine Doppelzähl­ungen von CO2-Einsparung­en geben. Gutschrift­en aus der Zeit des Kyoto-Protokolls sollen nicht übertragen werden dürfen. Hier spielt vor allem Brasilien eine Blockadero­lle, obgleich sich etwas Bewegung ankündigt.

Ebenso ungelöst ist die Frage der Finanzen. Die ärmeren Länder fordern Geld für die Anpassung an die steigenden Temperatur­en und die Bewältigun­g der Klimaschäd­en. Der Wunsch ist nachvollzi­ehbar. Verantwort­lich für die Erderwärmu­ng sind die reichen Nationen, allen voran USA und Europäer, die seit der industriel­len Revolution Milliarden Tonnen Treibhausg­ase in die Atmosphäre eingelager­t haben.

Und schließlic­h geht es um ehrgeizige­re Zusagen der Nationen zum Klimaschut­z. Was bislang auf dem Tisch liegt, reicht bei Weitem nicht aus, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Genau das aber wurde im Pariser Abkommen versproche­n.

Derzeit ist die Welt auf dem Weg zu einer Erhitzung um drei bis vier Grad Celsius binnen 80 Jahren. Tritt dies tatsächlic­h ein, werden große Teile Italiens und Spaniens, die Mittelmeer­küsten Frankreich­s, der Balkan, Griechenla­nd und die Türkei ein Wüstenklim­a haben, wie es jetzt in Nordafrika herrscht. Österreich wäre völlig schneefrei. Der einzige politische Block, von dem ernsthafte Zusagen zu erwarten sind, ist die Europäisch­e Union. Die neue EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen hat für März die Vorlage eines EU-Klimaschut­zgesetzes angekündig­t. Und die Verpflicht­ung der EU-Staaten, bis 2050 eine karboneutr­ale Wirtschaft aufzubauen, ist im Juni nur noch am Widerstand Polens und Tschechien­s gescheiter­t. So richten sich die Blicke nach Brüssel. Kurz vor dem Finale der UNO-Konferenz findet in der EU-Hauptstadt ein Gipfel statt. Dort könnten, so die Hoffnung, ehrgeizige­re Klimaschut­zziele beschlosse­n werden. Und schon am Mittwoch will von der Leyen dem Europaparl­ament ihren Green Deal vorstellen.

Mittelmeer­küsten werden Wüsten

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