Schwammerl, Muschel, Sofortbilder
Am Dienstag gibt’s den Nobelpreis. Vor der Zeremonie kann man durch Handkes Werk surfen.
Eine Muschel hat Peter Handke mitgebracht nach Stockholm. Eine Muschel wie jene, die auch entlang des Weges durch seinen Garten in Chaville liegen. Die Muschel bekommt – wie auch zwei Seiten aus einem seiner Notizbücher jeweils mit Abdrucken von Pilzen – das Nobel-Museum. Dass der 77-jährige Nobelpreisträger in Stockholm auch Polaroid-Fotos von sich machen wird, ist unwahrscheinlich. Die letzten solcher Aufnahmen liegen Jahrzehnte zurück – und längst in Archiven.
Polaroids und vor allem Notizbücher sind auch wesentlicher Bestandteil einer neuen Onlineausstellung, die in der Österreichischen Nationalbibliothek aus Anlass der Verleihung des Nobelpreises aufbereitet wurde: „Peter Handke – Aus dem Archiv“.
Text-, Bild-, Audio- und Videomaterial macht in 18 Stationen Handkes Werdegang von ersten Veröffentlichungen Mitte der 1960er-Jahre bis heute nachvollziehbar.
Wer sich einen schnellen Überblick verschaffen möchte, ist ebenso am richtigen Platz zum Stöbern wie jene, die von dieser Onlineschau zu weiteren Expeditionen ins Handke-Reich aufbrechen wollen, Zwischen 2011 und 2015 dienten die Bestände als Ausgangsmaterial für die „Forschungsplattform Peter Handke“am ÖNB-Literaturarchiv und die Website „Handkeonline“. Diese Seiten waren nach Information der Nationalbibliothek vom Montag rund um die Nobelpreisverkündung im Oktober von etwa 13.000 Besuchern mehr als 75.000 Mal aufgerufen worden.
Zentrale Quellen für die Ausstellung – vor allem aber auch für die wissenschaftliche Arbeit – sind ein Teilvorlass des Dichters von 2007 und die 2009 erfolgte großzügige Leihgabe des Salzburgers Hans Widrich, Handkes Freund und einstiger Quartiergeber auf dem Mönchsberg. Deshalb sind in der Schau nicht allein Materialien zu sehen, die mit der Genese seiner Texte zu tun haben wie Bleistiftmanuskripte mit Zeichnungen oder Druckfahnen mit Korrekturen. Es gibt – aus der Sammlung Widrich – auch Gemälde oder einen Wanderstock Peter Handkes mit eingeschnitzten Ortsnamen zu sehen.
Während man durch die ÖNBSchau bequem daheim auf dem Sofa reisen kann, muss, wer auf einem Handke-Stuhl sitzen will, doch nach Stockholm. Im NobelMuseum kann man künftig auf einem von Handke signierten Sessel Platz nehmen.