Nuklearbetrüger hatten nur eine Uran-Attrappe
Von den drei Festgenommenen im Zusammenhang mit einem vermeintlichen Nuklearschmuggel sind zwei in Untersuchungshaft.
Wenn sie nur auf schnelles Geld aus waren, haben die Täter mit den Falschen verhandelt. Wenn sie tatsächlich radioaktiv angereichertes Material anbieten hätten können, wären die Täter bei den potenziellen Abnehmern wohl auch ein enormes Risiko eingegangen. Der seltsame Fall, über den die SN am Samstag bereits ausführlich berichteten, beschäftigt nun die Justiz.
Wie berichtet, konnte die österreichische Polizei in Zusammenarbeit mit ihren Kollegen aus Moldawien in Wien drei slowakische Staatsbürger schnappen, die sich als Händler von radioaktiv angereichertem Material ausgegeben hatten. Letztlich war die Gruppe in die Falle der österreichischen Behörden getappt, die für sie aufgebaut worden war. Bei der geplanten Übergabe des angeblich nuklearen Materials wurden zwei Männer und eine Frau festgenommen. Alle drei Verdächtigen sind nach Angaben des Innenministeriums slowakische Staatsbürger. Sie hatten angegeben, sie könnten 860 Gramm des radioaktiven Materials um rund drei Millionen
Euro anbieten. Als Preis forderten sie rund 3000 Euro pro Gramm. Bei einer Untersuchung an Ort und Stelle und im Forschungszentrum Seibersdorf wurde jedoch festgestellt, dass die Täter nur eine UranAttrappe in einem grünen Plastikbehälter dabeihatten. In Wahrheit befanden sich darin nur Sand, Düngemittel und Gewichte. Die Aktivitäten der Gruppe sollen seit einem Jahr dokumentiert worden sein.
Als die heimischen Behörden über die moldawische Polizei durch ein Rechtshilfeersuchen von der Sache erfuhren, übernahm das österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung die weiteren Ermittlungen. Einerseits galt es, die Täter zu einem Verkauf des potenziell gefährlichen Materials zu bewegen, um es zu beschlagnahmen und unschädlich zu machen. Gleichzeitig durfte die slowakische Bande keinen Verdacht schöpfen, dass für sie nur ein Scheinkauf inszeniert wurde. Beim Zugriff in Wien Ende November waren jedenfalls Plastikkisten voll Eurobanknoten im Spiel.
Die moldawischen Behörden veröffentlichten auf der Homepage der Polizei sogar ein Video von dem gemeinsamen Zugriff („Operation Vegas“) in Wien. Das löste im Innenministerium eine gewisse Überraschung aus, denn die Hauptarbeit sei beim österreichischen BVT gelegen. Die Veröffentlichung der Aktion erfolgte zeitgleich über die europäische Polizeibehörde Europol, die ebenfalls noch von potenziell radioaktivem Material sprach.
In Untersuchungshaft wurden nach der Aktion Ende November die beiden Männer genommen, wie die Justiz in Wien am Montag bestätigte. Die Frau, sie soll die Lebensgefährtin eines der beiden anderen Verdächtigen sein, kam relativ schnell wieder auf freien Fuß. Sie dürfte bei dem geplanten Millionenbetrug nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Nun muss demnächst die Justiz darüber entscheiden, wie es in dem mysteriösen Fall weitergeht. Eine Haftprüfungsverhandlung ist gesetzlich vorgesehen. Dabei entscheidet ein Haft- und Rechtsschutzrichter, ob die Haftgründe weiter vorliegen.
Sand, Düngemittel und Gewichte als Tarnung