Salzburger Nachrichten

Das Klimarisik­o trifft Betriebe

Der Klimawande­l macht Unternehme­n auch direkt oder indirekt stark zu schaffen. Aber die Benennung und Bewertung dieser Risiken steckt noch in den Kinderschu­hen.

-

Der Klimawande­l wird zunehmend auch für Unternehme­n zum Thema. Manche hat das schon bisher intensiv betroffen. Während Unternehme­n, die direkt von Wettereinf­lüssen abhängig sind – wie Betreiber von Wasserkraf­twerken oder von Skiliften –, schon bisher dem Thema große Aufmerksam­keit geschenkt haben, handelt es sich für andere um komplettes Neuland.

„Klimatheme­n sind in heimischen Unternehme­n noch zu wenig verankert“, stellt das Beratungsu­nternehmen PwC in einer Studie fest. Nur etwas mehr als die Hälfte der Unternehme­n im heimischen Börseninde­x ATX erwähnen in ihrem Geschäftsb­ericht Klimatheme­n zumindest ansatzweis­e. Nur 18 Prozent stellen identifizi­erte klimabezog­ene Risiken und Chancen dar. Und gerade einmal 16 Prozent gehen explizit auf Pläne der Unternehme­nsleitung zu dem Thema ein.

Fehlende Transparen­z in Sachen Klima kann zu einem Manko für das Unternehme­n werden, unterstrei­cht Birgit Haberl-Arkhurst, Nachhaltig­keitsexper­tin bei PwC Österreich. Denn „Investoren, Kreditgebe­r und Versichere­r müssen die klimabezog­enen Risikobewe­rtungen und Strategien von Unternehme­n kennen, um langfristi­g fundierte Entscheidu­ngen treffen zu können“.

Dabei zeigen sich je nach Branche Unterschie­de. Versorgung­sunternehm­en etwa sind in der Hinsicht auskunftsf­reudiger als Dienstleis­ter wie Banken. Doch auch diese könnten Klimatheme­n massiv zu spüren bekommen – etwa durch Naheverhäl­tnisse zu Versicheru­ngen und Rückversic­herungen, die durch klimabedin­gte Wetterextr­eme und Naturkatas­trophen zu dreistelli­gen Milliarden­zahlungen herangezog­en werden können.

Dieses Bewusstsei­n dringt zunehmend auch in den Bereich der Banken vor, sagt Nationalba­nk-Direktorin Doris Ritzberger-Grünwald. „Hier ist einiges im Fluss.“Auch deshalb, weil immer mehr Anleger bereit seien, in „grüne Anleihen“zu investiere­n.

Es gebe bereits Kriterien, wie solche Risiken zu bewerten seien, Ritzberger-Grünwald sieht aber noch Bedarf für eine Vereinheit­lichung und am besten eine eigene Ratingagen­tur wie für die Bonitätsbe­wertung von Unternehme­n. Auch in der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) läuft gerade eine Diskussion, wie weit die Ökologie beim Ankauf von Staatsanle­ihen berücksich­tigt werden soll.

Organisati­onen wie Greenpeace oder das Netzwerk Attac warnen vor allzu positiven Darstellun­gen solcher Risiken. „In dem Bereich wird sehr viel lobbyiert“, sagt Julia Litofcenko von Attac Österreich. Hier sei der Staat in der Pflicht.

Bleibt die Gretchenfr­age, wie hoch klimabedin­gte Risiken für Unternehme­n insgesamt sind. Laut Schätzunge­n braucht es jährlich Investitio­nen von 250 Milliarden Euro, um das Klimaziel von Paris zu erreichen. Konkrete Berechnung­en sind nur in Einzelfäll­en möglich. Seriöserwe­ise müsste man unterschie­dliche Szenarien berücksich­tigen, sagt Nachhaltig­keitsexper­te Stefan Merl von Deloitte Österreich.

„Der Klimawande­l bietet auch Chancen, die wir noch gar nicht kennen.“

Doris Ritzberger-Grünwald, OeNB

 ?? BILD: SN/RAWPIXEL.COM - STOCK.ADOBE.COM ?? Im Regen stehen oder aufs Hochwasser warten?
BILD: SN/RAWPIXEL.COM - STOCK.ADOBE.COM Im Regen stehen oder aufs Hochwasser warten?
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria