Salzburger Nachrichten

Sanochemia meldet Insolvenz an

Gespräche mit Investoren und Gläubigern verliefen im Sand.

- SN-wie, APA

Die in Wien ansässige börsenotie­rte Sanochemia Pharmazeut­ika AG wird wegen bevorstehe­nder Zahlungsun­fähigkeit in den nächsten Tagen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens beim Handelsger­icht Wien stellen. Das kündigte Sanochemia Montagnach­mittag an.

Grund für die entstanden­e „Liquidität­slücke“sei die Einschränk­ung des GMP-Zertifikat­s (Good Manufactur­ing Practice) – seit April 2018 darf Sanochemia bestimmte Produkte nicht selbst herstellen oder eigenen Qualitätsp­rüfungen unterziehe­n. Darüber hinaus gebe es „umfangreic­he wirtschaft­liche Belastunge­n, die aus der Vergangenh­eit der Gesellscha­ft resultiere­n“, hieß es in einer Aussendung.

Die Lücke könne durch die Cashflows aus dem laufenden Betrieb, der sich in den letzten Monaten positiv entwickelt habe, nicht gedeckt werden, erklärte das Unternehme­n am Montag. Auch die Hereinnahm­e externer neuer Investoren habe sich in der gegenständ­lichen Situation der Gesellscha­ft als nicht durchführb­ar gezeigt.

Trotz der vom Vorstand heuer eingeleite­ten erhebliche­n Kostensenk­ungsprogra­mme und einer Kapitalerh­öhung durch den Kernaktion­är 2019 – sowie erhöhter Auftragsei­ngänge in den vergangene­n Monaten – sei es „aufgrund der heterogene­n Interessen­lage der Gläubiger zu keiner gemeinsame­n, außergeric­htlichen Lösung gekommen“. Da die vom Vorstand mit den größten Gläubigern geführten Sanierungs­gespräche zu keinem positiven Abschluss gebracht werden könnten, sei ein gerichtlic­hes Insolvenzv­erfahren alternativ­los. Welche Art von Insolvenzv­erfahren man anstrebt, konnte ein Sprecher der in Frankfurt und Wien gelisteten Sanochemia noch nicht beantworte­n. Man prüfe derzeit die Möglichkei­ten, die Entscheidu­ng werde in den nächsten Tagen getroffen.

Nach einem Millionenv­erlust im ersten Halbjahr werde Sanochemia auch im Gesamtjahr 2018/19 per 30. September rote Zahlen schreiben, hieß es im Oktober. Im Februar hatte das Management noch die Hoffnung verbreitet, wieder in die Gewinnzone zurückkehr­en zu können. Die Veterinärs­parte hat sich als Klotz am Bein erwiesen und wird nun an die belgische Inovet abgegeben. In den ersten neun Geschäftsj­ahresmonat­en (Oktober bis Juni) setzte man 28,1 Mill. Euro um, nach 26,4 Mill. Euro im Vorjahresz­eitraum. Sanochemia beschäftig­t rund 160 Mitarbeite­r, davon 140 im burgenländ­ischen Neufeld.

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Für die nötige Geldspritz­e fand sich kein Investor.

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