Hilferuf an die Community
Dem Münchner Mobilitäts-Start-up Sono Motors fehlen 50 Millionen Euro. Die größte Community-Funding-Kampagne Europas soll die Rettung bringen.
Bis vor wenigen Wochen galt Sono Motors noch als Vorzeigebeispiel eines jungen, hippen Start-ups, das mit seiner Vision eines nachhaltigen Solar-Elektroautos samt inkludierten smarten Mobilitätsdienstleistungen die „Old Economy“der alteingesessenen Automobilhersteller das Fürchten lehren will. Doch dann kam der Schock: Anfang Dezember meldete sich das Gründerteam von Sono Motors via soziale Medien mit einem Hilferuf an die Community: Bis Ende des Jahres seien zusätzliche 50 Millionen Euro notwendig, um das Vorzeigeprojekt
eines teilweise mit Solarenergie betriebenen Elektroautos namens „Sion“bis zur Serienfertigung zu bringen. Das notwendige Kapital soll bis zum 30. Dezember durch eine bisher beispiellose Community-FundingKampagne hereinkommen. Dabei appelliert das Sono-Team vor allem an jene rund 10.000 Personen, die bis dato bereits ein Exemplar des Sion reserviert haben. Sollten 2000 davon zu einer Vollanzahlung des Kaufpreises in Höhe von 25.500 Euro bereit sein, wäre das Unternehmen gerettet. Eine Zahlungspflicht entstünde erst dann, wenn wirklich 50 Millionen Euro zusammenkommen. Das Kapital wollen die Gründer laut eigenen Angaben in den Bau von Prototypen und deren Erprobung stecken. Zudem wollen sie die Zulieferer beauftragen, die Werkzeuge und Produktionsanlagen für die Serienfertigung zu liefern. Insgesamt geht Sono Motors von einem Kapitalbedarf bis zum Produktionsstart von 255 Millionen Euro aus, wofür 8000 weitere Reservierungen von Vollzahlern notwendig wären. Die ersten Fahrzeuge sollen im September 2021 in Schweden produziert werden – ein Jahr später als bisher geplant. „Wir haben in den letzten Monaten immer wieder feststellen müssen, dass unsere Ziele in völligem Widerspruch zu denen klassischer Finanzinvestoren stehen“, erklärte Laurin Hahn, CEO und Mitgründer von Sono Motors, den Schritt. „Aggressives Wachstum und schneller Profit lassen sich kaum mit einem nachhaltigen Unternehmensund Fahrzeugkonzept vereinbaren, das den Zugang zu bezahlbarer und klimafreundlicher Mobilität in der Breite ermöglichen soll.“
„Wir haben uns im Spannungsfeld zwischen unseren Versprechen an die Reservierer und den Anforderungen von Investoren zerrieben und zunehmend verbogen“, meldet sich auch Mitgründer Jona Christians zu Wort. „Das mussten wir unbedingt korrigieren. Soziale Verantwortung und Klimaschutz wären sonst auf der Strecke geblieben. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, die Finanzierung unseres Fahrzeugkonzepts gemeinsam mit den Menschen fortzuführen.“