Fans trauen Bullen die Sensation gegen Liverpool zu
Die bisherigen Leistungen der Salzburger nötigen auch den Anhängern der Engländer Respekt ab. Trotz sportlicher Brisanz rechnet die Polizei mit „keinem Problemspiel“.
SALZBURG. Im Irish Pub von Brian O’Connor treffen am frühen Montagnachmittag die ersten Liverpool-Fans ein. Die Anhänger der Engländer stimmen sich im Murphy’s Law in der Gstättengasse mit Guinness auf den heutigen Champions-League-Schlager gegen den FC Salzburg ein. „Von zehn Partien gewinnt Liverpool sieben“, meint Graham Whipp. Siegessicher klingt anders.
Bei Pubbetreiber O’Connor seien am Sonntagabend die ersten Fans von der Insel aufgetaucht, erzählt er. „Viele Leute aus England machen einen kleinen Urlaub mit der Familie.“Obwohl Ire, outet sich auch der Gastronom als Liverpool-Fan „seit ich acht Jahre alt bin“. Er tippt auf ein 3:2 für die Engländer, wenngleich er zugleich „auch ein Fan von Salzburg“sei. „Ein dritter Platz in einer Gruppe mit Liverpool und Napoli wäre nicht schlecht.“Trotz der Außenseiterrolle räumt der Ire den Salzburgern intakte
Chancen ein, die Sensation gegen die haushohen Favoriten zu schaffen. „Es ist möglich. Sie haben nichts zu verlieren.“
Während O’Connor die Partie im Stadion verfolgen wird, will sein Nachbar Michael Steinitz – er betreibt in der Gstättengasse den Gitarrenladen Riverside Guitars – das Match im Murphy’s Law verfolgen. In der Brust des Musikers schlagen allerdings zwei Herzen. „Weil beide Mannschaften etwas mit mir zu tun haben, ist das eine tragische Geschichte.“Steinitz, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Stootsie“, hat aber weniger einen sportlichen, sondern vielmehr einen musikalischen Bezug zur englischen Hafenstadt, spielt er doch seit Jahren im Rahmen eines Festivals im Cavern Club der Stadt. Dort, wo einst die Beatles
„Salzburg hat in Liverpool ein tolles Spiel geliefert.“Leigh Turner, Britischer Botschafter
von Liverpool aus ihre Weltkarriere starteten. „Aus meiner Sicht war die bisher einzige LiverpoolSalzburg-Connection der Besuch der Beatles in Obertauern“, sagt Steinitz. „Ab heute wird das neu geschrieben.“
Der bekennende Bullen-Fan Christoph Bründl spricht gar von einem „historischen Spiel in der Clubgeschichte“, die 2005 mit dem Bruch mit der früheren Austria begann. Der Pinzgauer Unternehmer, der mit zwölf Mitarbeitern ins Stadion fährt und sich von den „unverschämten Preisen“eines Ticket-Drittanbieters nicht abschrecken ließ, tippt auf einen 2:1-Heimerfolg. „Die Zuversicht hat ihre Berechtigung.“Der starke Auftritt im Auswärtsspiel, als die Salzburger noch ein 0:3 ausgeglichen haben und letztlich nur knapp unterlegen sind, lässt Bründl hoffen. „Man hat an der Anfield Road gesehen: Wenn eine Mannschaft das Unmögliche schaffen kann, dann die Salzburger“, sagt er unter Verweis auf die mentalen Qualitäten der Bullen.
Auch Harald Kronberger wird das Duell „äußerst gespannt“im Stadion verfolgen. Der Salzburger Rechtsanwalt ist Honorarkonsul Großbritanniens in Salzburg und mit dem britischen Botschafter Leigh Turner von den Gastgebern zum Spiel eingeladen worden. „Ich drücke Red Bull die Daumen, weil sie dann weiterkämen. Um Liverpool braucht man sich keine Sorgen zu machen“, sagt Kronberger.
Der Auftritt der Salzburger in der Champions League hat jedenfalls auch beim Botschafter Eindruck hinterlassen. „Sie haben ein tolles Spiel in Liverpool geliefert“, sagt Leigh Turner. Es wäre nicht verwunderlich, würde der den Salzburgern die Daumen drücken, denn: „Normalerweise bin ich ein Fan von Manchester United und die hassen Liverpool.“Wobei Turner sich davon nicht leiten lassen wolle: „In meinem Fall finde ich sie aber ganz sympathisch.“Er werde seine Landsleute unterstützen. In jedem Fall sei die Partie ein „perfektes Spiel“, da für beide Mannschaften sowohl der Aufstieg ins
Achtelfinale als auch das vorzeitige Aus in der Champions League möglich sei.
Trotz der sportlichen Brisanz erwarten die Einsatzkräfte einen ruhigen Abend. Die LiverpoolFans – im Gästesektor wurden rund 1500 Karten aufgelegt – sollen großteils erst im Laufe des Spieltags über Wien und München sowie direkt nach Salzburg anreisen. „Das dürfte kein Problemspiel werden“, sagt Manfred Karl, Chef der szenekundigen Beamten der Salzburger Polizei. „Risikofans“erwartet Karl höchstens eine Handvoll. „Es gibt keinen einzigen Indikator, dass irgendwelche negativen Strömungen bei den Liverpool-Fans dabei sind.“Es gebe „keine Feindschaften zu Red Bull“. Karl spricht von „beidseitiger Akzeptanz“der Anhänger der Mannschaften.
„Es gibt keine Feindschaft von Liverpool-Fans zu Red Bull.“Manfred Karl, Polizei