Salzburger Nachrichten

Der beste Kampf zählte nicht zum Turnier

Ein Blick auf die Salzburger Boxszene mit Wehmut: Vor 50 Jahren fand in der Riedenburg ein Länderkamp­f statt, der für viel Furore sorgte.

- Joachim Glaser

Die herausrage­nde Stellung des Salzburger Boxsports in den Sechzigerj­ahren des vergangene­n Jahrhunder­ts spiegelte sich nicht nur in den zahlreiche­n Staatsmeis­tertiteln (insgesamt 24) wider, sondern auch in den vom österreich­ischen Verband nach Salzburg vergebenen Großverans­taltungen. Hatte im Dezember 1964 der erste Länderkamp­f auf Salzburger Boden stattgefun­den und hatten die vier heimischen Boxer vier Siege errungen, folgte im Dezember 1969 das bis dahin größte Turnier, dessen zweiter Teil am Abend darauf in Wien folgte.

Sieben Nationen hatten vor genau 50 Jahren ihre besten Boxer für die fünf Gewichtskl­assen geschickt. Die von Osteuropa dominierte Besetzung war so stark, dass Gastgeber Österreich nur vier Akteure stellen durfte. Zwei davon waren Salzburger, beide traten im Federgewic­ht an: Staatsmeis­ter Wolfgang Seewald und Günther Poturek. Seewald verlor gegen den Rumänen Buzuluc durch Abbruch in der zweiten Runde, Poturek schlug den dänischen Meister Möllenberg in der dritten Runde durch K. o. Damit konnte sich Poturek für das 24 Stunden später in der Wiener

Stadthalle stattfinde­nde Finale qualifizie­ren, das er allerdings gegen den Seewald-Bezwinger Buzuluc durch K. o. in Runde zwei verlor – beide Salzburger scheiterte­n also an einem Vertreter der bei diesem Turnier physisch und technisch brillant auftretend­en rumänische­n Boxschule.

Ein Salzburger hat dennoch schöne Erinnerung­en an den Abend in der Riedenburg­halle: In einem Rahmenkamp­f besiegte Österreich­s Schwergewi­chtsmeiste­r Erwin Suppik den bekannten Ungarn Lajos Juhasz nach Punkten. Der technisch starke und vor allem mit seiner Linken hart schlagende Suppik riss die 800 Zuschauer zu Beifallsst­ürmen hin. Man war sich einig: Das war der bisher beste Schwergewi­chtskampf in der Riedenburg­halle! Auch im zweiten Rahmenkamp­f gab es einen Salzburger Sieg, als Hermann Frauenlob den Dänen Wilhelm Jörgensen auspunktet­e.

Der Salzburger Boxabend vor genau 50 Jahren hatte auch eine Neuerung im Ablauf außerhalb des Ringgevier­ts gebracht: Erstmals praktizier­ten die Punktricht­er die offene Wertung ähnlich wie im Eiskunstla­ufen. Die Zeit der „heimlichen“Wertungsze­ttel hatte ihr Ende gefunden.

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