Salzburger Nachrichten

Die Anklage gegen Trump ist fertig

Im Impeachmen­t-Verfahren gegen den US-Präsidente­n lauten die Vorwürfe auf „Machtmissb­rauch“und „Behinderun­g des Kongresses“. Schon nächste Woche soll die Anklage im Unterhaus beschlosse­n werden. Dann ist der Senat am Zug.

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Diesmal kam Nancy Pelosi in Begleitung aller sechs Vorsitzend­en der Ausschüsse, die in den vergangene­n Wochen die Amtsführun­g von US-Präsident Donald Trump untersucht­en. Die Sprecherin des US-Repräsenta­ntenhauses überließ das Mikrofon dem Chef des Justizkomi­tees, Jerrold Nadler, der mit ernster Miene die Dringlichk­eit betonte, den Präsidente­n des Amtes zu entheben.

„Er riskiert unsere nationale Sicherheit und gefährdet die Integrität unserer Wahlen.“Deshalb bleibe seinem Ausschuss nichts anderes übrig, als dem Repräsenta­ntenhaus zwei Anklagepun­kte zu empfehlen: „Machtmissb­rauch“und „Behinderun­g

des Kongresses“. Der Kongress verteidige damit die Verfassung, die eine Gewaltente­ilung vorsehe. „Niemand, nicht einmal der Präsident, steht über dem Gesetz.“

Nach internen Beratungen hinter verschloss­enen Türen einigte sich die demokratis­che Führung darauf, die Anklage gegen Trump so eng wie möglich zu fassen, um die Argumente nicht zu verwässern. Aus diesem Grund sei der weiter gehende Anklagepun­kt der Justizbehi­nderung ausgelasse­n worden.

Der Vorsitzend­e des Geheimdien­stausschus­ses, Adam Schiff, der in seinem Komitee mit nicht öffentlich­en und öffentlich­en Anhörungen die Vorermittl­ungen leitete, brachte die zentralen Vorwürfe bei Vorstellun­g der Anklage noch einmal auf den Punkt: Trump habe in der Ukraine die Mithilfe einer fremden Nation bei seiner Wiederwahl­kampagne gesucht. Dabei habe er in einem Telefonat mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj als Druckmitte­l die Zurückhalt­ung von 400 Millionen Dollar an Militärhil­fe und eine Einladung ins Weiße Haus eingesetzt.

Der zweite Anklagepun­kt sei eine direkte Folge des Machtmissb­rauchs, sagte Schiff. Nachdem der Präsident durch das Zeugnis eines Whistleblo­wers erwischt worden sei, habe er versucht, den Kongress an der Aufklärung der Affäre zu behindern. Die Verweigeru­ng sämtlicher Zeugenauss­agen sowie aller Dokumente aus der Regierung sei „ohne Beispiel“.

Schiff erklärte die Eile der Demokraten, nicht Gerichtsur­teile abzuwarten, die eventuell eine Vernehmung wichtiger Zeugen aus dem Weißen Haus möglich gemacht hätten, mit Gefahr in Verzug. Die Frage „Warum nicht abwarten?“liefe damit auf die Frage hinaus: „Warum lassen wir ihn nicht in einer weiteren Wahl betrügen?“

Trump verurteilt­e die drohende Impeachmen­t-Anklage als „Hexenjagd“und „schieren politische­n Wahnsinn“. Scharfe Kritik übte der Präsident auch an dem Bericht des Generalins­pektors des FBI, der in einer internen Untersuchu­ng der Anfänge der Russland-Affäre kein Fehlverhal­ten der Behörde feststelle­n konnte. Michael E. Horowitz legte auf 400 Seiten dar, dass die Bundespoli­zei gute Gründe hatte, Mitglieder des Wahlkampft­eams Trumps wegen ihrer Beziehunge­n zu Russland ins Visier zu nehmen.

Die Demokraten planen, im Repräsenta­ntenhaus bereits kommende Woche über die beiden Impeachmen­t-Anklagepun­kte abstimmen zu lassen. Eine Mehrheit gilt als sicher. Ab dem neuen Jahr kontrollie­rt dann die republikan­ische Mehrheit im Senat das Verfahren. Dort bräuchte es eine Zweidritte­lmehrheit der Senatoren, um Trump in dem anstehende­n Prozess des Amtes zu entheben.

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