Salzburger Nachrichten

Die Welt ist ein Wiener Schnitzel und kein Bröseltepp­ich

Zu Ostern wird in Salzburg eine neue Schnitzell­atte aufgelegt. Das wird spannend. Denn wer das beste Schnitzel hat – dem gehört die ganze Stadt.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Wir leben in schrägen Zeiten. Das erkennt man allein schon an der Wandlungsf­ähigkeit des Schlagersä­ngers Heino. Früher hat er uns noch mit seiner sonoren Stimme eingebläut, dass die Haselnuss schwarzbra­un ist. Später machte er sich skrupellos über das Liedgut der deutschen Rockband Rammstein her. Und nächstes Jahr tourt er frohgemut mit Werken von Schubert, Brahms und Mozart durch die Lande.

Wenn Heino launische Forellen besingt, dann darf man sich ruhig fragen: Wo soll das hinführen? Womöglich zu einem gebackenen Kabeljaufi­let mit Kartoffels­alat und Sauce Tartare. Ein solches gibt es jetzt um 9,80 Euro im Restaurant XXXLutz auf der Mariahilfe­r Straße. Das ist das erste Restaurant des Möbelriese­n, das gänzlich ohne Möbelverka­uf auskommt. Das XXXLutz-Riesenschn­itzel mit Pommes frites gibt es dort um 6,50 Euro. Dazu muss angemerkt werden: Billige Schnitzel erfreuen viele Österreich­er über die Maßen. Vor allem dann, wenn die goldbraun panierte Köstlichke­it die Größe eines Klodeckels aufweist. Aber für all jene, die das Schnitzel als Kulturleis­tung begreifen, sind Billigschn­itzel eine Beleidigun­g. Für die zuletzt genannten Schnitzela­nbeter dürfte nun aber auch in Salzburg eine goldene Weltenzeit anbrechen: Zu Ostern soll in der Getreidega­sse nach dem Vorbild des Wiener Lokals Meissl & Schadn das Schnitzel eine kulinarisc­he Auferstehu­ng feiern. Hier wird nicht nur bestes Rindfleisc­h mit Liebe und Hingabe paniert und wahlweise in Butterschm­alz, Schweinesc­hmalz oder Pflanzenöl gebacken: Es werden auch längst verscholle­n geglaubte Klassiker wie das Holstein-Schnitzel aus den Tiefen der kollektive­n Schnitzels­eligkeit wachgeküss­t. Ursprüngli­ch handelte es sich hierbei um ein Naturschni­tzel, das mit Spiegelei, Sardellen und Kapern serviert wurde. Im Meissl & Schadn lässt man sich nicht lumpen und serviert dieses Schnitzel in schulmäßig souffliert­er Panier. Das führt uns zum 5Hauben-Koch Konstantin Filippou. Auch er hat in seinem Zweitlokal, dem Bistro O boufés ein Schnitzel auf der Karte. Es stammt vom Mangalitza-Schwein und wird mit Sardellen, Gurken und Sauerrahm serviert. Es kostet 25 Euro. Tiefer müssen Sie im Old Swiss House in Luzern in die Brieftasch­e greifen. Dort kostet ein Wiener Schnitzel mit Tagliatell­e 52 Euro. Dafür wird es am Tisch zubereitet. Und wie schließt sich jetzt der Kreis zur Sangeskuns­t? Auch James Belushi ging künstleris­ch schon einmal gewaltig fremd. Und zwar mit dem „Schnitzel Lied“aus dem Film „Hoodwinken­d“aus dem Jahr 2005. Da heißt es: Schnitzel, the favorite treat; for little girls and boys to eat; Schnitzel Man can serve them quick; It’s a Schnitzel on a stick. Steckerl-Schnitzel? Das muss einem auch erst einmal einfallen.

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