„Die Senioren sind ein großer Schatz“
Was der Seniorenrat von der künftigen Regierung fordert. Und was weiter Unfrieden stiftet.
Die Wiedereinführung der abschlagsfreien Frühpension für ASVG-Versicherte – im Wahlkampf von SPÖ, FPÖ und Liste Jetzt beschlossen – treibt einen Keil zwischen das Spitzenduo des Seniorenrats. Für Peter Kostelka, Chef des SPÖ-Pensionistenverbands, ist die Rückkehr der Hacklerregelung ein großer Erfolg, der weiteren Versichertengruppen zuteilwerden sollte. Für Ingrid Korosec, Chefin des ÖVP-Seniorenbundes, ist sie ein großer Fehler, der behoben werden sollte.
Abseits dieser – wenn auch gravierenden und offen ausgetragenen – Meinungsverschiedenheit sind Kostelka und Korosec
um Einigkeit bemüht. Insbesondere wenn es um die Wünsche des Seniorenrats – des Dachverbands aller Seniorenorganisationen – an die nächste Regierung geht. Sie füllen 18 Seiten und reichen von einer verfassungsrechtlichen Garantie, den Wert aller Pensionen zu erhalten, über massiv höher bewertete Kindererziehungszeiten und großzügigere Rezeptgebührenbefreiungen für Pflegeheimbewohner bis zum Erhalt des Bargelds.
Zwei Forderungen will der Seniorenrat von der künftigen Regierung jedenfalls umgesetzt wissen: eine umfassende Pflegereform und ein neues Modell zur Bestimmung der jährlichen Pensionserhöhung. Der derzeitige Anpassungsfaktor ergibt sich ausschließlich aus der allgemeinen Teuerung, andere Indikatoren – etwa das Wirtschaftswachstum – spielen keine Rolle. Der Seniorenrat hält das für „extrem unfair“(Kostelka). Denn es bedeute für die Mehrheit einen Kaufkraftverlust, der jährlich größer werde. „Die Pensionisten sollen nicht mehr aussteigen aus dem Zug der allgemeinen Wohlfahrt“, formuliert der derzeitige Präsident des Seniorenrats als Ziel. Deshalb wurde das Wirtschaftsforschungsinstitut mit der Entwicklung einer „fairen Mischformel“beauftragt, die den Pensionsanpassungsfaktor ablösen soll. Vorliegen soll das Ergebnis Ende März. Dann will man mit der Regierung in Verhandlungen treten.
Korosec, die Kostelka im Jänner turnusmäßig an der Spitze des Seniorenrats ablöst, hat neben den genannten Anliegen auch ein gesellschaftspolitisches. Sie will sich darum bemühen, das von der Generation 60 plus „völlig falsch“gezeichnete Bild zurechtzurücken. Die Senioren stünden weder im Weg noch seien sie die „enorme Belastung“, von der die Rede sei. Im Gegenteil: „Die Senioren sind ein großer Schatz für die Gesellschaft.“Bei der Hälfte aller pflegenden Angehörigen handle es sich um über 60-Jährige. 70 Prozent aller Ehrenamtlichen seien Senioren. Und nicht zuletzt seien sie eine wichtige Zielgruppe für die Wirtschaft – „und wahlentscheidend“.