Salzburger Nachrichten

Zwischen zwei Übeln wählen

- HELMUT.MUELLER@SN.AT

Kurz vor der Abstimmung taucht das Szenario auf, dass nach es nach der britischen Parlaments­wahl keine klare Mehrheit im Unterhaus geben könnte. Das ist die abschrecke­nde Aussicht, dass sich das ganze Gewürge um den Brexit, der seit drei Jahren das Land und Europa nervt, fortsetzt.

Aber auch wenn die wahrschein­lichere Variante eintritt und Premier Boris Johnson eine absolute Mehrheit bekommt, muss das kein Glück für das Land sein. Denn er hat die Reihen der Tories inzwischen mit radikalen Brexiteers aufgefüllt. Gemäßigte Stimmen sind draußen. Wehe aber, wenn einer wie Johnson „durchregie­ren“kann...

Ohnedies hat auch dieser Wahlkampf die tiefe politische Krise Großbritan­niens gespiegelt. Von einem produktive­n Disput, der auf einem Austausch der Argumente beruht, kann keine Rede sein. Populärpop­ulistisch hat sich Johnson vor allem als volksnaher Macher inszeniert. Doch das deckt nicht zu, dass er demagogisc­h ist. Johnson tut so, als ließe sich der Austritt aus der EU im Handumdreh­en erledigen; als ginge es dabei nicht um eine komplizier­te, kostspieli­ge Angelegenh­eit. Labour-Chef Jeremy Corbyn wiederum ist selbst in der Brexit-Frage innerlich gespalten und schwächt schon damit die Opposition. Er tischt obendrein radikale sozialpoli­tische Forderunge­n auf, die Mitte-Wähler bloß verschreck­en.

Weder der eine noch der andere ist Vertreter einer seriösen Politik, die das Vereinigte Königreich dringender denn je braucht.

 ??  ?? Helmut L. Müller
Helmut L. Müller

Newspapers in German

Newspapers from Austria