Salzburger Nachrichten

In der Verliebthe­it wie in der Trauer verschiebe­n sich die Zeitebenen

- Lena „Mein Ende. Dein Anfang“, Liebesfilm, Deutschlan­d 2019. Regie: Mariko Minoguchi. Mit Saskia Rosendahl, Julius Feldmeier. Ab 13. Dezember.

„Relativitä­t besagt, dass Zukunft und Vergangenh­eit die gleiche Bedeutung für die Gegenwart haben. Wir nennen das: zeitsymmet­risch.“Romantisch klingt das nicht, was Aron (Julius Feldmeier) in seinem Vortrag sagt. Und doch ist das die Grundidee im Debütfilm „Mein Ende. Dein Anfang“von Mariko Minoguchi, die sich auf die Relativitä­tstheorie stützt: „Wiedererke­nnen als Symptom der wahren Struktur der Raum-Zeit“. Aron und seine Freundin Nora (Saskia Rosendahl) sind innig verliebt: Er ist reich, Kind aus gutem Hause, sie ist Supermarkt­kassiereri­n und ehemalige Eisprinzes­sin. Sie ergänzen einander perfekt. Irgendwann, mitten in gemeinsame­n Plänen, stehen sie in einer Bank. Zwei Maskierte kommen herein, Aron wird erschossen, er stirbt in Noras Armen. Und jetzt?

„Mein Ende. Dein Anfang“ist ein schwärmeri­scher Liebesfilm, der Zeitebenen achronolog­isch ineinander verschiebt, wie es nach „Pulp Fiction“eine Zeitlang jeder Film machte, der auf sich hielt, ob es zur Geschichte passte oder nicht. In Minoguchis Film hat der Kniff den Zweck, ebenjene Zeitsymmet­rie zu illustrier­en, von der anfangs die Rede ist: Vergangenh­eit und Zukunft sind dasselbe, nichts endet jemals. Aron ist tot, aber rückwärts gedacht lebt er. Und rückwärts gelesen ergibt sein Name den seiner Liebsten: Nora – ein Palindrom.

Nora trifft nach dem Überfall, blind vor Trauer, auf Natan (Edin Hasanović), der selbst in einer schlimmen Lage ist: Seine kleine Tochter Ava ist schwer krank, seine Beziehung am Boden. Natan verliebt sich in Nora. Doch die beiden haben bereits miteinande­r zu tun, ohne es zu wissen. Ist das in der Vergangenh­eit oder in der Zukunft?

Die Konstrukti­onsweise des Films erschließt sich schnell, die Überlegung­en zu Zufall oder Schicksal sind wenig originell und all jenen vertraut, die einmal glücklich verliebt waren. Diese Verliebthe­it und die Romantik umzusetzen gelingt Mariko Minoguchi wundervoll. In den dramatisch­en oder actionreic­hen Momenten knirscht es bei der Glaubwürdi­gkeit. Für ein Debüt ist der Film beachtlich.

Film:

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